Seit 24 Jahren ist er im Parlament, in der ÖVP hat er kaum eine Funktion ausgelassen. Aktuell fällt Werner Amon im BVT-Ausschuss mit Kritik am blauen Innenminister auf.
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Natürlich fragt Amon diese Dinge nicht, weil er sie nicht weiß. Er will, dass sich die Öffentlichkeit bewusst wird, wer die politische Verantwortung für die Affäre rund um die Razzia im Verfassungsschutz trägt.
Zugleich ist sein Auftreten ein Zeichen an die Blauen im Ausschuss, die ihn zuvor öffentlich attackiert und Amons Ablöse als ÖVP-Fraktionsführer gefordert hatten. Das Signal ist klar: Einschüchtern funktioniert bei Amon nicht. Eher im Gegenteil: Es war am Tag des GoldgruberAuftritts, also nach den freiheitlichen Verunglimpfungsversuchen, als Amon vor die Kameras trat und mit dem für ihn typischen schelmischen Grinsen sagte: „Mein Eindruck ist, das Gansl wird schön langsam knusprig.“Ein Zitat des langjährigen Gewerkschafters Fritz Neugebauer, das er einst anbrachte, als die Arbeitnehmervertreter knapp vor einem Verhandlungsdurchbruch standen.
Wie Amon das mit dem Braten eigentlich gemeint habe? Er selbst erklärt, er habe lediglich darauf hinweisen wollen, dass jetzt, nach der Aussage Goldgrubers, alles „in Richtung Ressortleitung“, sprich Kickl, zulaufe und man damit langsam zum Ende des ersten Themenbereichs gelange. Nachsatz: „Dann gilt es, politische Verantwortung zuzuordnen.“
Als der Innenminister kurz zuvor im Parlament seinen zweiten Misstrauensantrag – diesmal wegen „Anregungen“aus seinem Haus, die Zusammenarbeit mit kritischen Medien einzuschränken – abwehren musste, griff der schwarze Sicherheitssprecher zu einem Zitat Bertolt Brechts und erklärte: „Vertrauen wird dadurch erschöpft, dass es in Anspruch genommen wird.“Da hat auch die SPÖ die Ohren gespitzt. Josef Cap etwa kennt Amon als „erfahrenen, belesenen Abgeordneten mit Handschlagqualität“, aber: Als Brecht-Experte sei er ihm bisher nicht aufgefallen. Der langjährige rote Klubchef dechiffriert die im Zitat verpackte Botschaft vielmehr als „Hände weg von denen, die wir – die ÖVP – im BVT eingesetzt haben“.
Amon spricht von Dingen, „bei denen man eine klare Linie ziehen“müsse – „auch wenn das manchen Blauen nicht passt“. Und weil die FPÖ seine kritischen Wortspenden mit einer Zwei-Firmen-Theorie über die ÖVP beantwortet hat, in deren Reinkarnation Amon nie angekommen sei, erklärt er demonstrativ: „Wer das behauptet, kennt mich schlecht. Natürlich bin ich ein Türkiser.“
Das Elternhaus war jedenfalls „tiefschwarz“. Im steirischen Knittelfeld fängt er 1986 als Stadtobmann der Jungen ÖVP an. Es folgt eine lange Reihe weiterer Aufgaben: 1988 Bundesschulsprecher, 1993 Bundesobmann der JVP, Parteiobmann Erhard Busek holt ihn ins Parlament – und in den Parteivorstand. Hier hat sich außer Alois Mock und Erwin Pröll keiner länger gehalten. Im Jahr 2003 übernimmt der Marketingkaufmann (Unilehrgang an der WU, gefolgt von Masterstudiengängen in Business-Administration) als ÖAAB-