Von der Jesus-Krippe an die Kommunal-Turntables
Am Tag rockt Fabian Grüneis das Gemeindeamt von Waizenkirchen, nächtens heizt der jüngste Bürgermeister einer oberösterreichischen Gemeinde dem Tanzvolk ein. Ein Leben zwischen Politik, Party und Oma.
Ein Kaffee mit dem Bankfilialleiter, ein Blumenstrauß für eine 95-jährige Altenheimbewohnerin, dann der Antrittsbesuch in der Kläranlage. Termine, die eigentlich so gar nicht in das Leben eines 22-Jährigen passen. Außer man ist gerade jüngster Bürgermeister eines Bundeslandes geworden. So geschehen am vergangenen Sonntag in der Gemeinde Waizenkirchen im Bezirk Grieskirchen in Oberösterreich. Mit 52,4 Prozent der Stimmen setzte sich Fabian Grüneis klar gegen seine politischen Mitbewerber durch.
Kanzler-Grüße
Irgendwann hat Grüneis in dieser ersten Woche als Ortschef aufgehört zu zählen, wie oft ihm die Altersfrage gestellt wurde. „Ich verstehe natürlich, dass das Interesse weckt, wenn plötzlich so ein junger Hupfer Bürgermeister wird.“Er sehe das aber „ganz gelassen“. Grüneis: „Ich sitze seit 2015 im Gemeinderat, habe also durchaus kommunalpolitische Erfahrung. Und mein Vorteil als Junger ist, dass ich einen Weitblick habe. Dank meines Alters kann ich die Auswirkungen meines politischen Handelns auch in 60 Jahren sehen.“
Einer der ersten Gratulanten war übrigens Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP). „Das war schon unglaublich cool, dass der Sebastian so einfach anruft.“Geraten habe ihm der Kanzler, nicht auf das Feiern des Erfolgs zu vergessen. „Er hat gemeint, wir Politiker gehen immer gleich in die Arbeit über – und lassen es uns nicht auch einmal gutgehen.“
Grüneis befolgte den Rat von ganz oben und berief kurzerhand den Stammtisch der Hauptschulkollegen ein. „Aber es war sehr gemäßigt. Ich bin mir natürlich dessen bewusst, dass das Amt des Bürgermeisters Seriosität ver- langt. Da kann ich es jetzt nicht einfach am Punschstandl krachen lassen.“
Er komme übrigens aus einem „völlig unpolitischen“Elternhaus. Grüneis: „Die ÖVP wurde mir nicht in die Wiege gelegt. Ehrlich, ich weiß nicht einmal, was Mama und Papa wählen. Aber ich glaube, sie sind Wechselwähler. Der Opa war unter Kreisky Maurer – da war immer klar, was der wählt.“Abseits der politischen Ausrichtung pflegt der „leidenschaftliche Vereinsmeier“ein absolutes Nahverhältnis zu den Großeltern: „Ich wohne bei der Oma. Da habe ich eine eigene kleine Wohnung im Haus, nur 300 Meter vom Rathaus entfernt.“
Viele aus dem Bekanntenkreis hätten ihm übrigens von der Kandidatur abgeraten. „Ich habe immer gesagt: Es gibt Leute, die laufen freiwillig einen Triathlon oder arbeiten als Buchhalter – das ist für mich völlig unverständlich.“Politiker sei eben sein „Traumjob“.
Einen Hang zur ersten Reihe habe er schon immer gehabt: „Ich hab’ schon in der Schule immer gerne geredet und mich für andere eingesetzt. Ich war auch immer Klassensprecher. Und sogar einmal der Josef beim Krippenspiel am 24. Dezember.“
Die Krippe, Maria und das Jesuskind hat der Jungpolitiker aber längst hinter sich gelassen. Geblie- MC Burgamasta aka DJ Greenice serviert bevorzugt „elektrische Tanzmusik, wahlweise schnell oder langsam“. Besonders gerne auch beim ElectricLove-Festival.
ben ist aber der stete Wunsch nach großen Auftritten. Wenn das Rathaus längst geschlossen und der letzte offizielle Termin als Bürgermeister vorbei ist und sich die Nacht über Waizenkirchen legt, dann erwacht DJ Greenice.
Alles im grünen Bereich
Beinahe jedes Wochenende ist der Herr Burgamasta nämlich in den diversen Diskotheken an den Turntables anzutreffen – stets mit einer grünen Perücke auf dem Haupt. „Ich brauch’ das als Ausgleich.“Sagt’s und entschwindet in Richtung Omas Sofa: „Ich lege heute ab Mitternacht im Lusthaus auf. Da muss ich ein wenig vorschlafen.“