Der Standard

Wie die Telekom die Parteienla­ndschaft pflegte

Ob Sponsoring für die SPÖ oder konkurrier­ende Sportler, ob Zahlungen an einen schwarzen Personalve­rtreter oder Finanzieru­ng einer Studie über KH Grasser: Die Telekom sponserte – fast – alles. Erste Highlights aus dem Prozess.

- Renate Graber

Fünf Tage wurde bisher verhandelt in der Causa Telekom/Parteienfi­nanzierung. Und eines lässt sich jetzt schon sagen: Die Aussagen der Hauptangek­lagten, Rudolf Fischer (Ex-Telekom-Vorstand) und Peter Hochegger (Exlobbyist), lassen tiefe Blicke in die Untiefen der österreich­ischen Politik und Realverfas­sung zu – jedenfalls in den Jahren 2004 bis 2008, in denen die Handlung spielt. Beide Angeklagte legten zu einzelnen Vorwürfen Geständnis­se ab.

„Die Telekom war ein Selbstbedi­enungslade­n“, beschrieb es einer von ihnen am Rande der Verhandlun­g einmal, und Fischer sagte in seiner Befragung durch Richterin Marion Hohenecker so: „Bettelbrie­fe“seien von überall gekommen, er als Manager habe entscheide­n müssen, wen er unterstütz­t und wen nicht. Das teilstaatl­iche Unternehme­n sei schließlic­h von der Politik abhängig gewesen damals, als sich der teilstaatl­iche Exmonopoli­st Telekom Austria (TA) nach der Marktliber­alisierung mit Konkurrenz konfrontie­rt sah. „Ein Geben und Nehmen, das ist Österreich“, fasste Fischer seine Erfahrunge­n zusammen.

Neben ihm und Hochegger sitzen Exlobbyist Walter Meischberg­er und zwei Exmitarbei­ter der TA auf der Anklageban­k. Einer davon, Franz K., ist schon wieder weg, er hat ein Diversions­angebot angenommen.

Die Angeklagte­n sollen Parteien bzw. ihnen nahestehen­de Institutio­nen finanziert haben, ohne Gegenleist­ungen zu erhalten, der Schaden betrage fast zehn Millionen Euro. Das Geld stamme aus „schwarzen Kassen“, die die TA bei Hocheggers Valora gebildet habe. Fischer spricht lieber von einer „Liquidität­sreserve“der TA, Hochegger sei Treuhänder gewesen.

Investitio­nen, die sich lohnten

Laut den Angeklagte­n hätten sich viele über diesen diskreten Umweg bezahlten „Investitio­nen“gelohnt, man habe damit „politische Landschaft­spflege“(Fischer) betrieben. Auch das Wirken Meischberg­ers (bekam 10.000 Euro netto im Monat und bestreitet die Vorwürfe) habe sich zunächst dank dessen Kontakten in die FPÖ rentiert. Für alle Angeklagte­n gilt die Unschuldsv­ermutung. Politiker sind nicht angeklagt.

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