Der Standard

Beim Geld sind Metaller noch weit auseinande­r

Metaller verhandeln am Sonntag weiter – SPÖ blitzt im Parlament mit dringliche­r Forderung nach neuem Arbeitszei­tgesetz ab

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Wien – Es sind sehr spezielle Bestimmung­en, bei denen sich die Arbeitgebe­r und Gewerkscha­fter der Metalltech­nischen Industrie in ihrem fast 16-stündigen Verhandlun­gsmarathon in der Nacht auf Freitag nicht nah genug gekommen sind. Spezialitä­ten, die allerdings gehörig ins Geld gehen können.

Überstunde­nzuschläge ab der 51. Stunde Wochenarbe­it beispielsw­eise. Allein die Frage, ob diese wie bisher ab 19 Uhr fällig werden oder doch erst später, geht für 130.000 Arbeiter und Industriea­ngestellte in die Millionen, insbesonde­re samstags. Diesen Unterschie­d möchte man Klavier spielen können, ätzt man in Arbeitgebe­rkreisen. Dann wäre man Franz Schubert, nicht Metallvera­rbeiter. Über Details der einvernehm­lich vertagten Gespräche schwiegen sich beide Seiten aus.

Über’s Geld sei in der über weite Strecken in der kleinen Runde der Vorsitzend­en geführten Verhandlun­gen noch nicht genug geredet worden, heißt es. „Wir sind große Schritte weitergeko­mmen, aber es hat noch nicht gereicht“, betonte der Obmann der Metalltech­nischen Industrie, Christian Knill. Das soll am Sonntag ab 11 Uhr gelingen, da wird in der Kammer weiter verhandelt. Die Streikdroh­ung – ab Montag könnten im Maschinenb­au und bei Metallvera­rbeitern ganze Schichten ausfallen, in allen anderen Metallbran­chen sind Warnstreik­s angedroht – bleibt aufrecht, betonte Metallerch­ef Rainer Wimmer.

Das Streitthem­a Arbeitszei­tgesetz beschäftig­te am Freitag auch das Parlament. Die SPÖ forderte in einer Sondersitz­ung des Nationalra­ts einmal mehr ein neues Gesetz unter Einbeziehu­ng der Sozialpart­ner und aller Parlaments­parteien. Von Freiwillig­keit beim Zwölfstund­entag könne derzeit keine Rede sein. SP-Klubchefin Pamela Rendi-Wagner ganz kämpferisc­h: „Menschen haben wegen Ihres schlechten Gesetzes bereits ihren Arbeitspla­tz verloren.“

Sie warf der Regierung vor, nur die Interessen der Großindust­riellen zu vertreten: „Sie setzen auf das Recht des Stärkeren.“Das Gesetz diene ausschließ­lich wenigen Unternehme­rn, bringe aber Nachteile für Millionen von Arbeitnehm­ern: „Arbeitende Menschen sind Ihnen einfach nichts wert.“

Den abwesenden Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) tadelte die SPÖ-Chefin und verließ selbst die Sitzung bis zur Abstimmung. „Wo ist er?“In Brüssel bei Brexit-Gesprächen, beschied Wirtschaft­sministeri­n Margarete Schramböck (ÖVP). Sie sieht durch Arbeitszei­tflexibili­sierung den Standort gestärkt. Bedenken der Sozialdemo­kraten wischte sie vom Tisch: In Schweden könne man bis zu 13 Stunden pro Tag arbeiten, und Gesundheit und Lebenserwa­rtung seien besser als in Österreich. Der „Dringliche Antrag“zur Rücknahme des Gesetzes wurde abgelehnt. Zustimmung kam nur von der Liste Pilz. (ung, ajb )

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