Facebook-Enthüllungen erschüttern Digitalbranche
Menlo Park – Rund vierzig Insider sprachen mit der New York Times, um fragwürdige Vorgänge bei Facebook zu enthüllen – allein diese Tatsache muss die Führungsspitze des sozialen Netzwerks beunruhigen. Doch was durch die anonymen Quellen der Zeitung nach außen drang, ist noch weitaus brisanter als die Bereitschaft der eigenen Mitarbeiter, mit Journalisten zu plaudern.
Facebook soll in den vergangenen Jahren über interne Erkenntnisse geschwiegen, Revanchismus und Nepotismus betrieben und die Konkurrenz absichtlich heruntergemacht haben. Vom utopischen Silicon-Valley-Versprechen, die Welt zu verbessern, bleibt unter dem Strich gar nichts übrig.
Deshalb wackeln nun auch die Sitze von Firmenchef Mark Zuckerberg und dessen Vize Sheryl Sandberg. Entweder die beiden hatten ihr Unternehmen nicht unter Kontrolle – oder sie täuschen die Öffentlichkeit. So berichtet die New York Times etwa, dass Facebook das PR-Unternehmen Definers Public Affairs damit beauftragt hat, FacebookKritiker mit dem milliardenschweren Philanthropen George Soros zu verbinden, einem Feindbild von Antisemiten und Rechtspopulisten.
Kritische Artikel über Rivalen
Außerdem sollten gezielt Artikel platziert werden, die Google und Apple kritisieren, um die öffentliche Aufmerksamkeit abzulenken. Sandberg und Zuckerberg gaben nun an, davon nichts gewusst zu haben.
Eine andere Enthüllung: Facebooks Sicherheitsabteilung warnte schon im Frühjahr 2016 davor, dass russische Trolle dubiose Aktionen vorbereiteten und Meinungsmanipulation betrieben. Nach der US-Präsidentschaftswahl, also Ende 2016, sagte CEO Zuckerberg angesichts heftiger Kritik, die Idee, dass Fake-News die US-Präsidentschaftswahl beeinflusst haben könnten, sei „verrückt“. Der Konzern gab auch immer mehr Geld dafür aus, die USPolitik zu beeinflussen.
Die Enthüllungen haben Facebooks ramponiertes Image weiter beschädigt, nun werden auch Aktionäre nervös. (fsc)