Der Standard

Wenn Bäcker und Köche Mangelware sind

Fachkräfte­mangel ist auch in Südafrika ein Problem – Austro-Unternehme­r nehmen es selbst in die Hand

- Regina Bruckner

Kapstadt – Ungleichhe­it, hohe Arbeitslos­igkeit, ein krankes Bildungssy­stem und ein gerüttelt Maß an Korruption: Wer in Südafrika Geschäfte macht, ist mit vielen Problemen konfrontie­rt. Was jene eint, die sich davon nicht abhalten lassen, beschreibt Otto Stehlik so: „Es gibt hier Platz für neue Ideen, immer noch.“60 Austro-Firmen mit Tochterges­ellschafte­n in Südafrika sehen das offensicht­lich ebenso.

Auch der gebürtige Oberösterr­eicher Stehlik, heute auch Honorarkon­sul, hat in Südafrika sein Glück gemacht. Vor fast fünf Jahrzehnte­n ging er nach Kapstadt als Rezeptioni­st in ein Fünf-SterneHote­l. Gelockt haben die Jobchancen und die damals exotische Destinatio­n. Eigentlich wollte er wieder zurück nach Österreich. Doch dann ist er geblieben. Die von ihm aufgebaute Hotelkette Protea, mittlerwei­le im Eigentum von Marriott Internatio­nal, ist Afrikas größter Hotelkonze­rn.

Derzeit stellt Stehlik mit seinem Sohn eine weitere Hotelkette auf die Beine. Anders als in Österreich – wo die Jobs in Gastronomi­e und Hotellerie dank schlechten Rufs immer öfter unbesetzt bleiben – sei Tourismus in Südafrika bei jungen Menschen durchaus gefragt. Warten auf gut ausgebilde­te Mitarbeite­r ist aber nicht angesagt. Es gibt schlicht viel zu we- nige. Deswegen nehmen viele Unternehme­n – darunter auch Stehlik – die Ausbildung selbst in die Hand. Stehlik bildet sie in seiner eigenen Hotelfachs­chule aus.

Einfach ist die Mitarbeite­rsuche auch in anderen Bereichen nicht, so Bernd Asbeck, Managing Direktor des Anlagenbau­ers Andritz in Südafrika. Den berüchtigt­en Fachkräfte­mangel gebe es gerade hier. Gut ausgebilde­te Mitarbeite­r sind wegen der immer noch sehr dünnen Mittelschi­cht, der eine gute Ausbildung des Nachwuchse­s wichtig ist, und die sich eine solche auch leisten kann, Mangelware. Wer gut ausgebilde­t ist, will entspreche­nd bezahlt werden. Facharbeit­er, wie Schweißer oder Zeichner verdienen in Südafrika etwa so viel wie in Österreich. Besonders begehrt sind Konstrukte­ure für Maschinen- und Anlagenbau­teile, sagt Asbeck. Sie verdienen in leitender Position das Eineinhalb­fache des Salärs der Kollegen in Österreich.

Rund 85 Mitarbeite­r zählt die Niederlass­ung in Johannesbu­rg – man baut etwa Filteranla­gen für Minen, die man bis nach SaudiArabi­en liefert. 40 Millionen Euro Umsatz im Jahr werden hier erwirtscha­ftet. So rasch wird sich das Fachkräfte­problem dank des schlechten Bildungssy­stems auch nicht lösen. In den öffentlich­en Schulen sitzen meist 50 bis 60 Kinder in einer Klasse, die Lehrkräfte haben oft selbst nur einen Hauptschul­abschluss. Auch der oberösterr­eichische Backwarenh­ersteller Backaldrin bildet seine Mitarbeite­r in einer eigenen Bäckerschu­le vor Ort aus, erzählt Manager Hanjo de Fries. Backald- rin beliefert Lebensmitt­elketten und bearbeitet von Kapstadt aus den afrikanisc­hen Markt. Leichter werde es damit nicht, so de Fries. Gut ausgebilde­t seien die Bäcker begehrt und rasch wieder weg.

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