Entlarvende Blicke auf das „Fremde“
Das Museum der Moderne im Rupertinum widmet Lisl Ponger, Otto-Breicha-Preisträgerin für Fotokunst 2017, eine Ausstellung
Fragen nach dem Fremden und Eigenen stehen im Zentrum der Arbeit von Lisl Ponger. Seit den 1970er-Jahren hat die%Künstlerin (geb. 1947 in Nürnberg) ein Fotografie, Medienkunst und Experimentalfilme umfassendes OEuvre geschaffen und damit in Österreich eine wichtige Leerstelle gefüllt: die kritische Auseinandersetzung mit dem eurozentrischen Blick auf das „Fremde“. Diesen hielt sie im Wien der frühen 1990er-Jahre bei einem taiwanesischen Tanzfest, einem nigerianischen Erntedank, einer türkischen Hochzeit und anderen Gelegenheiten fest.
Mehr als zehn Jahre später unterzog Ponger das eigene Filmmaterial einer Revision, woraus einer ihrer berühmtesten Filme, Phantom Fremdes Wien, entstand.
Dass sich die Künstlerin diese reflektierende Methode bewahrt hat, spiegelt der Titel ihrer Ausstellung im Salzburger Rupertinum: Lisl Ponger. Professione: fotografa lehnt sich an Michelangelo Antonionis Film Professione: reporter von 1975 an. Der Film verhandelt Probleme mit Erkenntnis und Eigenverantwortlichkeit, aber erzählt auch von der Beziehung zwischen dem Künstler und seinem Werk.
Exemplarisch für Pongers Beschäftigung mit der eigenen Position stehen die Fotoserie Teilnehmende Beobachterin (2016) und die Arbeit Wild Places (2001): Letztere zeigt den tätowierten Arm einer Frau, auf dem die durchgestrichenen Worte „Mis- sionarin“, „Ethnologin“und „Touristin“zu lesen sind. Nicht durchgestrichen steht darunter „Künstlerin“. Ponger interessiert ihre eigene Rolle als Künstlerin im ethnografischen Umfeld. Teilnehmende Beobachterin beschäftigt sich mit Ähnlichem: Die Arbeit zeigt Ponger vor einem Spiegel, in dem sie sich – eingehüllt in afrikanische Gewänder und umgeben von afrikanischen Objekten – als Teil des Systems reflektiert.
Westlicher Blick
In der Ausstellung, die in drei Kapitel eingeteilt ist, werden neben zahlreichen großen fotografischen Tableaus auch einige frühe Filme sowie Objekte und Skulpturen des fiktiven Museums MuKul (Museum für Fremde und Vertraute Kulturen) gezeigt: Mit dieser Sammlung von Objekten aus der westlichen Alltagskultur versucht Lisl Ponger, den Umgang des Westens mit fremden Kulturen zu entlarven. 480 Minuten lang ist ihre, wie Ponger es nennt, „Geschichte von unten“: die Installation The Master Narrative und Don Durito (2017), für das neu eröffnete Weltmuseum Wien entstanden, erzählt entgegen der offiziellen Geschichtsschreibung. „Lisl Ponger. Professione: fotografa“, 1. 12. – 24. 3. 2019, Eröffnung: 30. 11., 19.00, Ausstellungsgespräch: 1. 12., 14.00