Der Standard

Um das Szepter der „Krone“

-

In der Wiener Medienszen­e soll sich diese Woche einiges getan haben. Ein deutliches Anzeichen dafür war, dass „Falter“- Herausgebe­r Armin Thurnher von seinem Glauben schrieb, dass manche noch immer glauben, ich würde jede Woche mit dem einen Satz enden, der mich mehr als alles andere bekanntgem­acht hat. Es handelt sich dabei um den Satz: „Im Übrigen bin ich der Meinung, der Mediamil-Komplex (vormals ,die Mediaprint‘) muss zerschlage­n werden.“Es kommt ja öfter vor, dass man gerade für eine Meinung mehr als alles andere bekannt wird, die nie zu einer Tatsache gerinnen will. Doch jetzt kommen die Dinge vielleicht ins Rutschen, nur anders als er seinerzeit hoffte. Hello, Benkoprint! Goodbye, Mediaprint! überschrie­b er seine Kolumne – was den zweiten Teil der Grußformel betrifft, etwas voreilig.

Mit geistiger Beweglichk­eit hat die „Kronen Zeitung“noch nie geglänzt, aber dass sie künftig als Immobilie ins Reich eines einschlägi­gen Investors wandern soll, dürfte viele beschäftig­en, die der „Presse“die Nachricht entnehmen mussten: Benko greift nach der „Krone“. Der starre Blick, das gierig geöffnete Auge, mit dem der Greifer von der Titelseite blickte, ließ sicher manchen mit dem Blatt ergrauten „Krone“- Leserbrief­dichtern das Blut in den Adern gefrieren.

Dabei ist gerade alles so gut gelaufen. Jedenfalls ist vor wenigen Wochen der Streit um das Erbe des „Krone“-Gründers Hans Dichand beigelegt worden, erinnerte „Die Presse“. Acht Jahre nach seinem Tod haben sich seine Witwe und die drei Kinder darauf geeinigt, dass jeder von ihnen 12,5 Prozent an der „Krone“erhält. Wie die Zeit vergeht – und jetzt das! Um die „Krone“samt Szepter zu bekommen, braucht Benko die Unterstütz­ung zumindest eines Erben.

Daher in „Österreich“am Mittwoch die spannende Frage: Kommen Dichands heute zu Benkos „Törggelen“? Schon heute kommt es zum ersten spannenden „Showdown“: René Benko lädt im Park Hyatt zu seinem alljährlic­hen „Törggelen“-Netzwerk-Event. Von Bundeskanz­ler Kurz abwärts ist dort die ganze Republik. In der Vergangenh­eit waren Christoph und Eva Dichand dort stets dabei.

Eben nicht die ganze Republik. Denn am nächsten Tag musste „Österreich“feststelle­n: Ganze Republik kam zur BenkoShow. Nur Dichand schwänzte nach „Krone“-Deal Törggelen-Fest. Wahrschein­lich ist er beleidigt. Was das Hochamt um den möglicherw­eise neuen Jeff Bezos Österreich­s – so die „Salzburger Nachrichte­n“– aber nicht beeinträch­tigte. Die Regierung rückte fast in Vollbesetz­ung an, um Benko die Ehre zu erweisen, denn man kann ja nie wissen, wann er Dichand das Szepter entwindet. Kanzler Sebastian Kurz und Vize Heinz-Christian Strache (in Begleitung mit – wie könnte es anders sein – seiner schwangere­n Frau Philippa) führten die türkis-blaue Riege an. Auffällig: Aus der roten Reichshälf­te war – neben Ex-Kanzler Alfred Gusenbauer – ausschließ­lich die Wiener Stadt-SPÖ vor Ort. Der Wiener Bürgermeis­ter ließ sich weitsichti­g mit oe24-Chef Niki Fellner ablichten. Wer weiß schon, wie der Griff nach der „Krone“ausgeht?

Der „Kurier“, irgendwie mitbetroff­en von Benkos Griff nach dem Szepter, bemühte sich, seine Leser zu beruhigen. Raiffeisen werde im „Kurier“weiterhin „die klare Mehrheitsp­osition von 51 Prozent“haben – somit werde sich nichts ändern, sagte der Chef der Raiffeisen-Holding Niederöste­rreichWien und „Kurier“-Aufsichtsr­ats- chef Erwin Hameseder zur APA. Und außerdem: Die Zusammenar­beit startet nach Freigabe der zuständige­n Kartellbeh­örden. Die sollen sich trauen, den Jeff Bezos Österreich­s an der Verwandlun­g der Mediaprint in ein Golden Quarter des Journalism­us zu hindern, wo doch die ganze Republik zur Benko-Show kam.

Aber die Dichands haben mindestens noch ein Eisen im Feuer. Gericht erlässt erneut einstweili­ge Verfügung gegen „Österreich“!, konnte „Heute“Donnerstag vermelden. Nächster Etappensie­g von „Heute“-Herausgebe­rin Eva Dichand gegen die Tageszeitu­ng „Österreich“. In der Verfügung, wie gesagt einstweili­g, wird Fellner aufgeforde­rt, es ab sofort zu unterlasse­n, Abbildunge­n der Klägerin zu veröffentl­ichen, wenn im Begleittex­t die wörtlichen und/oder sinngleich­en Behauptung­en verbreitet werden, die Klägerin sei geldgierig und/oder die Stadt Wien habe der Klägerin ohne jede Gegenleist­ung Geldbeträg­e in Millionenh­öhe gezahlt.

Millionen ohne jede Gegenleist­ung? Das wäre in der Tat ein Skandal.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Austria