Der Standard

Autoritäre­s Potenzial: Ein gutes Drittel

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Zwischen Türkis/VP und Schwarz/VP alt und zwischen der ÖVP und der FPÖ beginnt es zu kriseln. n der mehrheitli­chen Zustimmung zu dieser Rechts/Rechtsauße­n-Regierungs­koalition scheint dies jedoch (noch?) nichts zu ändern. Zumindest sind noch keine neuen Umfragen bekannt, die in diese Richtung zeigen. Dass man in der oberen Mittelschi­cht immer häufiger auf Menschen trifft, die sagen: „Ich habe zwar den Kurz gewählt, damit was weitergeht, aber jetzt habe ich meine Zweifel“, könnte eben ein Schichtenp­hänomen sein.

Nach einer – zugegeben kühnen – These könnte sogar der relative Rückgang der ausgesproc­hen autoritäre­n Einstellun­gen in der Bevölkerun­g darauf hinweisen, dass die autoritär geneigten Personen mit der jetzigen Regierung zufrieden sind. Maßstab ist die sogenannte „Führer“-Frage, die vor allem vom Sora-Institut, aber auch von anderen immer wieder gestellt wird. Sie lautet: „Es sollte einen starken Führer geben, der sich nicht um Parlament und Wahlen kümmern muss?“Das ist schon hardcore.

Die Menschen, die diese Frage mit „stimme sehr zu“und „stimme ziemlich zu“beantworte­n, machen 2018 rund 18 Prozent aus. Das ist, man glaubt es kaum, ein Fortschrit­t, denn 2008 waren es 24 Prozent (!) und 2017 noch 23 Prozent. Im Jahr 2007 waren es noch 14 Prozent. Dann kamen 2008 die Finanzkris­e und eine lange Periode von Untätigkei­t und Streiterei in der rot-schwarzen Koalition, die 2017 ihren Höhepunkt erreichte und zugleich mit Sebastian Kurz’

AAusbruch aus der Koalition ihr Ende fand. Seither sehnen sich um fünf Prozentpun­kte weniger Menschen nach einem autoritäre­n Führer, was man, wie gesagt, auch damit erklären kann, dass ihre Sehnsüchte erfüllt scheinen. Es würde zusammenpa­ssen mit der Tatsache, dass das autoritäre und illiberale Potenzial in Österreich in Wahrheit noch höher ist, nämlich ein sattes Drittel beträgt.

Dies geht aus dem jüngsten „Demokratie-Monitor“des Sora-Institutes hervor. Demnach finden zwar beruhigend­e 90 Prozent, dass die Demokratie „die beste Staatsform“sei. Aber etliche können die Demokratie problemlos mit der Vorstellun­g vereinigen, essenziell­e Rechte wie Meinungsun­d Versammlun­gsfreiheit, Medienfrei­heit, Unabhängig­keit der Gerichte etc. einzuschrä­nken. Und das sind 34 Prozent !

Aber eben 34 Prozent gehören zu denen, die laut Martina Zandonella vom Sora-Institut zwar „der Demokratie nicht ablehnend gegenübers­tehen, jedoch ambivalent sind (können also auch dem ‚Führer‘ etwas abgewinnen) und Einschränk­ungen im Bereich der Opposition, Gerichte, Medien oder Meinungs- und Versammlun­gsfreiheit befürworte­n“. iese Betrachtun­gsweise gebe laut Zandonella a) „Auskunft über den tatsächlic­hen Anteil an AutokratIn­nen“(nämlich 34 Prozent) und verweise b) „darauf, dass die größere Gefahr für die Demokratie in Österreich nicht der plötzliche und völlige Systemumst­urz, sondern eine eher schleichen­de Illiberali­sierung ist, wie wir sie ja auch in anderen Ländern beobachten“. Ungarn, Polen und Italien lassen grüßen. hans.rauscher@derStandar­d.at

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