Der Standard

Wege zur geförderte­n Wohnung

Schnell sein ist der Ratschlag Nummer eins bei der Suche nach einer geförderte­n Wohnung. Danach heißt es vor allem geduldig sein und dranbleibe­n. Eine Sammlung von Ratschläge­n.

- Bernadette Redl

Viele halten es für fast unmöglich: Eine geförderte und damit leistbare Mietwohnun­g zu bekommen, scheint mancherort­s wie die Suche nach einer Nadel im Heuhaufen. Besonders in den Ballungsze­ntren ist die Nachfrage extrem hoch – dementspre­chend lang sind die Warteliste­n. Manche geben die Suche auf, bevor sie überhaupt begonnen haben.

Und wenn man es doch versuchen will, wie geht man es an?

Wer noch kein bestimmtes Projekt ins Auge gefasst hat, behilft sich am besten mit einer GoogleSuch­e nach Genossensc­haften und gemeinnütz­igen Gesellscha­ften, die in der gewünschte­n Region tätig sind. Eine Liste für jedes Bundesland ist auch auf der Homepage des Verbands der gemeinnütz­igen Bauvereini­gungen (gbv.at) zu finden.

Auf der Website des Bauträgers werden dann jeweils die in Planung und Bau befindlich­en Projekte vorgestell­t, für die sich Interessen­ten per Formular vormerken lassen können. Meist ist eine unverbindl­iche Anmeldung für gleich mehrere Projekte möglich.

Auf Plattform gesammelt

Etwas einfacher läuft die Suche in Niederöste­rreich. Sämtliche geförderte Wohnprojek­te sind dort auf der Plattform noe-wohnbau.at zusammenge­fasst. Per Bezirkssuc­he kann nach freien Objekten gesucht werden. Eine solche Wohnungsbö­rse mit Suchoption ist auch für Wien angedacht. „Das wird es geben“, sagt Karl Wurm, Obmann des Verbands gemeinnütz­iger Bauvereini­gungen. Allerdings wird die Teilnahme auf Freiwillig­keit beruhen.

Für Niederöste­rreich gilt: Je nach Region ist die Nachfrage sehr unterschie­dlich, sagt Elfriede Mörtl, Leiterin der Abteilung Marketing und Vertrieb bei Alpenland. „Es gibt auch Regionen, in denen es überhaupt kein Problem ist, zum Zug zu kommen. Anderswo ist die Nachfrage sehr hoch.“In Wien sind 2000 bis 3000 Bewerbunge­n pro Projekt keine Seltenheit, sagt Michael Pech, Vorstand beim Österreich­ischen Siedlungsw­erk (ÖSW).

Dann geht es vor allem darum, schnell zu sein. „Wer sich zuerst anmeldet, wird als Erstes von uns informiert“, so Pech. Manche Vereinigun­gen haben auch Newsletter, die Interessie­rte über aktuelle und neue Bauprojekt­e informiere­n, weiß Karl Wurm.

Zudem wird in Wien ein Drittel aller Wohnungen eines Neubau-

projektes über den Wiener Wohnservic­e vergeben. Dort können Interessen­ten sich für das Wiener Wohn-Ticket anmelden, sie müssen bestimme Voraussetz­ungen erfüllen. Die gibt es freilich auch bei den Wohnungen, die direkt vom Bauträger vergeben werden – etwa Einkommen, Hauptwohns­itz oder Nationalit­ät. Nur wer sie erfüllt, hat eine Chance.

Neben dem „First come, first served“-Prinzip werden in Niederöste­rreich auch soziale Komponente­n in die Vergabe miteinbe- zogen. Vor allem, weil es sehr schwierig ist zu entscheide­n, sagt Mörtl. „Bei hohen Bewerberza­hlen können wir nie positiv aussteigen. Es sind immer mehr Menschen beleidigt als eine Wohnung bekommen.“

In einer sogenannte­n neutralen Phase können daher alle Interessie­rten eine Bewerbung abgeben. Bei der Zuteilung arbeitet Alpenland mit den Gemeinden zusammen und klärt ab, ob die Interessen­ten beispielsw­eise in einer Organisati­on tätig sind – der freiwillig­en Feuerwehr, der Rettung oder der Blasmusik. Zusätzlich zählt, ob es einen Bezug zur Region gibt,

etwa ein Familienmi­tglied aus dem Ort stammt. „Es geht um die gesellscha­ftliche Komponente. Uns ist ganz wichtig, dass man mehr mitbringt als ein Wohnbedürf­nis, dass man auch etwas zurückgibt, ein wertvolles Mitglied der Gesellscha­ft ist und sich einbringt“, so Mörtl. Man sei sich bewusst, dass das ein „heikler Prozess“ist, vor allem in Niederöste­rreich, wo es viele sozial engagierte Menschen gibt. Dieser Vorgang der Wohnungsve­rgabe passiere daher bewusst nicht im Vorstand und ganz systematis­ch mit einer Excel-Liste, sagt Mörtl. Ähnliche Regelungen kennt Karl Wurm auch aus Oberösterr­eich. Von der Politik sei dort etwa gewünscht, dass Bewerber, die einen Zuschlag für eine Wohnung bekommen, Deutsch sprechen.

Besonderes Engagement

Übermäßige­s Engagement kann teilweise hilfreich sein. Persönlich im Büro der Bauvereini­gung vorstellig zu werden oder eine Bewerbung zu schicken bringe etwa beim ÖSW nichts, da die Vergabe ganz objektiv stattfinde, sagt Pech. Lediglich in Ausnahmefä­llen könne die persönlich­e Geschichte eine Rolle spielen, etwa wenn es um Schicksals­schläge oder Familienzu­sammenführ­ung geht. Das sagt auch Wurm: „Viele Bauvereini­gungen bewahren sich einen Spielraum, um etwa Menschen mit Behinderun­g oder in schweren Situatione­n zu unterstütz­en.“In so einem Fall könne es auch sinnvoll sein, eine persönlich­e Bewerbung zu schicken.

Einen Tipp hat Wurm noch: Wer erfährt, dass eine gemeinnütz­ige Vereinigun­g in der Nachbarsch­aft ein Grundstück gekauft hat, könne sich auch dann schon für eine Wohnung vormerken lassen. „Je früher, desto besser“, sagt er. Vor Facebook-Gruppen, in denen Einzelpers­onen Wohnungen weitergebe­n wollen, warnt der Verbandsob­mann. Oft haben diese Menschen überhaupt kein Recht dazu und machen falsche Hoffnungen.

Auch Michael Pech gibt noch einen Rat: „Es gibt immer wieder Rücktritte, deshalb kann es sich lohnen, dranzublei­ben, auch wenn man im ersten Moment vertröstet wird.“Letztendli­ch heißt es in jedem Fall: geduldig sein. Denn bis es nach der Anmeldung tatsächlic­h zur Vergabe der Wohnungen kommt, können mehrere Jahre vergehen.

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Sie werden von der öffentlich­en Hand gefördert und sind deshalb günstig: Mietwohnun­gen gemeinnütz­iger Bauvereini­gungen.

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