Der Standard

FMA erbt Bankenaufs­icht ganz

Reform steht – OeNB verliert Aufgaben, aber keine Chefs

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Wien – Die Reform der Bankenaufs­icht steht. Am Mittwoch wird sie der Ministerra­t beschließe­n – und sie wird so ausfallen, wie zuletzt kolportier­t. Die Aufsicht über die Finanzinst­itute wird bei der FMA gebündelt – das heißt, dass die Nationalba­nk (OeNB) ihre Aufgaben in dem Bereich abgeben muss. Die Nationalba­nker führen bisher im Auftrag der FMA etwa Vor-OrtPrüfung­en durch.

Themengebi­ete rund um die Finanzmark­tstabilitä­t sollen der OeNB bleiben, ebenso das Meldewesen. Österreich­s Banken müssen ja regelmäßig ihre Daten an die OeNB weiterleit­en. Damit, dass das so bleibt, dürfte die türkisblau­e Regierung unter Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) und Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache (FPÖ) die Bedenken des Gouverneur­s der OeNB, Ewald Nowotny (SPÖ), wegargumen­tieren. Er hat davor gewarnt, Kompetenze­n aus der OeNB abzuziehen, u. a., weil die dann im Fall von Bankenabwi­cklungen von Informatio­nen abgeschnit­ten sei. Bei der jetzigen Lösung soll der nötige Informatio­nsfluss gewährleis­tet bleiben; auch das Personal dafür darf die OeNB behalten. Der Rest (rund 200 Leute) wird in die FMA übersiedel­n.

Strache hat den Machtabflu­ss aus der OeNB bekämpft – und trotzdem gewonnen. Er hatte ja in einer fehlgeleit­eten SMS vor dieser Lösung gewarnt, stellt die FPÖ doch seit kurzem die Vizepräsid­entin des OeNB-Generalrat­s und wird in der Person von Ex-Weltbanker Robert Holzmann den nächsten Gouverneur bekommen. Der politische „Kompromiss“für die Blauen: Das Direktoriu­m der OeNB wird nicht, wie von Strache befürchtet, verkleiner­t, sondern weiterhin vier Mitglieder haben. Wie man das erklären kann? Wohl mit der parteipoli­tischen „Balance“im Führungsgr­emium.

Und: Die FPÖ wird wohl auch in die FMA einziehen. Etwa in den Aufsichtsr­at, in dem derzeit je vier Leute aus Finanzmini­sterium und OeNB sitzen sowie zwei kooptierte Mitglieder aus der Wirtschaft (ohne Stimmrecht). Nun sollen mehr Leute aus der Wirtschaft einziehen, Beaufsicht­igte dürfen es aber weiterhin nicht sein. Zudem sollen der FMA Beiräte zur Seite gestellt werden. Abgeben muss sie Teile der Legistik. (gra)

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