Der Standard

Teurer Ablass

- Andreas Schnauder

Die Metallindu­strie muss nun tief in die Tasche greifen, um keinen Streik zu riskieren. Mit im Durchschni­tt rund 3,5 Prozent Gehaltsplu­s zuzüglich höherer Überstunde­nzuschläge fällt die Lohnrunde heuer recht üppig aus. Das sei den 130.000 Beschäftig­ten der metalltech­nischen Betriebe gegönnt. Auch die Betriebe werden die Anpassung großteils verkraften können, zumal der Lohnkosten­anteil in Zeiten der Automatisi­erung an Bedeutung verloren hat. Dennoch kann nicht bestritten werden, dass der Abschluss für weniger florierend­e Unternehme­n insbesonde­re dann kostspieli­g wird, wenn mehr Konjunktur­wolken aufziehen sollten.

Die Arbeitgebe­r haben nun die Lehre aus den Vorgängen rund um das Arbeitszei­tgesetz ziehen müssen. Mit dem Drüberfahr­en über die Interessen­vertretung­en der Arbeitnehm­er brachte man die Gewerkscha­ft in Rage, die auf eine Kompensati­on pochte. Die jetzige Einigung ist insofern ein Schuss ins Knie für die Metallbetr­iebe, als in der Branche flexible Arbeitszei­ten und somit der Zwölfstund­entag längst gang und gäbe sind. Es wird nun teurer Ablass für eine Regelung geleistet, die nur einen geringen Nutzen hat.

Die zweite Lehre ist: Die Arbeitnehm­er sind – zumindest in gut organisier­ten Bereichen – auch bei politische­m Gegenwind nicht zu unterschät­zen. Darauf sollte die Regierung mehr Augenmerk legen, wenn sie die nächsten Reformproj­ekte im Sozialbere­ich angeht.

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