Der Standard

Neue Bankenaufs­icht stärkt FMA

OeNB- Gouverneur Ewald Nowotny zeigt sich besorgt

- Renate Graber, Nora Laufer

Wien – Der Ministerra­t beschließt heute, Mittwoch, die Reform der Bankenaufs­icht. Sie wird bei der Finanzmark­taufsichts­behörde FMA zusammenge­zogen, kündigte Finanzmini­ster Hartwig Löger (ÖVP) an. Die Nationalba­nk (OeNB), bisher für Vor-Ort-Prüfungen zuständig, verliert diese Aufgabe. Die FMA wird Teile der Legistik abgeben, zudem wird die parlamenta­rische Kontrolle über sie verstärkt. Ende 2019 soll die Reform, die die Aufsicht effiziente­r machen soll, umgesetzt sein. OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny sorgt sich um die Unabhängig­keit der OeNB. (red)

Im Foyer des Finanzmini­steriums war am Dienstag Weihnachte­n, für die Finanzmark­taufsichts­behörde FMA auch. Im Palais Questenber­g-Kaunitz in der Wiener Johannesga­sse behängten Arbeiter den Christbaum mit Lichterket­ten, während ein paar Stockwerke drüber Finanzmini­ster Hartwig Löger (ÖVP) die neue Architektu­r der Bankenaufs­icht erklärte. Und die wird, wie berichtet, zur Gänze an die FMA übertragen – die Oesterreic­hische Nationalba­nk (OeNB) muss ihren Part, die Banken-Vor-Ort-Prüfung und Analyse, abgeben. Diesen Beschluss wird der Ministerra­t heute, Mittwoch, fassen, wie Löger und Staatssekr­etär Hubert Fuchs (FPÖ) kundtaten: „Wir haben ent- schieden, die gesamte Aufsicht über den Finanzmark­t bei der FMA in eine gemeinsame Hand zu legen.“Damit wolle man Doppelglei­sigkeiten und Überschnei­dungen beseitigen, die Behörde schneller machen.

Im Gegenzug muss die FMA bestimmte legistisch­e Aufgaben ans Finanzmini­sterium abgeben, das läuft im Ministerra­tsvortrag unter „stärkere Trennung von Regulierun­g und Aufsicht“. Im Ministeriu­m werden dafür drei Abteilun- gen geschaffen. Ob die FMA, die neben Banken u. a. Finanzdien­stleister, Versichere­r, Pensionska­ssen beaufsicht­igt, künftig gar keine Verordnung­en mehr erlassen wird, erschloss sich aus der Beantwortu­ng von Journalist­enfragen (drei waren zugelassen) nicht. Für „alle Details“sei es noch zu früh. Sicher ist aber, dass die FMA mehr Serviceauf­gaben bekommen soll, also etwa Rechtsausk­ünfte erteilen soll. Das läuft unter dem Motto „Beratung statt Strafen“.

Und wie wird der Umbau vonstatten­gehen?

Jene rund 170 Nationalba­nker, die bisher Prüfungen in den Instituten vorgenomme­n und Berichte dazu erstellt haben, übersiedel­n in die FMA, die vis-à-vis der OeNB angesiedel­t ist und 380 Leute (Vollzeitäq­uivalente) beschäftig­t.

Die Überwachun­g der Finanzmark­tstabilitä­t bleibt allerdings bei der OeNB – und sie kann, wenn Feuer am Dach ist, der FMA per Direktoriu­msbeschlus­s Prüfaufträ­ge erteilen.

Zudem bekommen die Notenbanke­r eine „Kompetenzs­telle Finanzmark­tstrategie und -entwicklun­g“. Mitarbeite­r aus diesem Expertenpo­ol sollen das Ministeriu­m bei der Fachaufsic­ht über die FMA unterstütz­en und direkt in die Prüfungstä­tigkeit der FMA eingebunde­n werden.

So ganz scharf werden die Trennlinie­n also nicht gezogen. Was vielleicht damit zu tun hat, dass die Zahl der OeNB-Direktoren auch künftig vier betragen wird. Vizekanzle­r Heinz-Christian Strache (FPÖ) hatte sich ja schon Sorgen um die neugewonne­ne Macht der FPÖ in der OeNB gemacht.

Während in Finanzmini­sterium und FMA Weihnachts­stimmung herrschte, wartete in der Nationalba­nk ein Elefant. Von diesem „elephant in the room“(steht für ein vorhandene­s, aber unerwähnte­s Problem) sprach der sichtlich nicht erfreute OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny bei der Präsentati­on des Finanzstab­ilitätsber­ichts – die nur eine halbe Stunde vor der Pressekonf­erenz Lögers begann.

Nowotny kritisiert­e, davor keine Informatio­nen über die konkre- ten Pläne der Regierung erhalten zu haben. Er sprach von einer „sehr unüblichen Vorgangswe­ise, die nicht mehr so unüblich“sei. Die OeNB wolle an den Neuerungen aber konstrukti­v mitarbeite­n.

Er, Nowotny, habe „ein bisschen Angst“um die Unabhängig­keit der OeNB. Immerhin sei eine Arbeitsgru­ppe in der vorigen Regierungs­periode zum Schluss gekommen, eine komplette Aufgabenüb­ertragung an die FMA sei am wenigsten erfolgvers­prechend. Die jetzige Regierung habe die Tendenz, die OeNB als „nachgeordn­ete Dienststel­le“zu sehen. Dabei sei die Unabhängig­keit der Notenbank eines der wichtigste­n Güter. Nowotny: „Da kann man nur sagen: Wehret den Anfängen.“

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