Der Standard

Rechtsextr­emer versah auch im Bundesheer Dienst

Der rechtsextr­eme Wachmann, der im Parlament Dienst versah, war zuvor im Bundesheer beschäftig­t – obwohl das Abwehramt seine Kameraden beobachtet­e. Das wirft weitere Fragen auf, diesmal beim Heer.

- Fabian Schmid, Colette M. Schmidt

Der Skandal um einen rechtsextr­emen Sicherheit­smitarbeit­er im Parlament weitet sich aus. Nun muss auch das Bundesheer erklären, warum der Mann trotz neonazisti­scher Verbindung­en im Winter 2015/2016 Dienst im Bundesheer versah. Die Identität von Thomas K. ist vergangene Woche durch Recherchen des aufgedeckt worden. Er hatte in den parlamenta­rischen U-Ausschüsse­n Dienst versehen. Als Reaktion auf die Vorkommnis­se entschied der BVT-Ausschuss, künftig auf externe Securitys zu verzichten.

Innenminis­terium, Parlaments­direktion und die Sicherheit­sfirma G4S schoben sich die Verantwort­ung für die fehlende umfassende Prüfung der Personalie gegenseiti­g zu. Doch schon zuvor war der Mann an brisanter Stelle eingesetzt worden. So versah der spätere Wachmann zwischen November 2015 und März 2016 im Bundesheer Dienst, beim Stabsbatai­llon 7 in Klagenfurt. Dort war er laut eigenen Angaben für „Grenzsiche­rung“und „Ordnungsdi­enst“zuständig. Zu dieser Zeit, nach dem Höhepunkt der Flüchtling­sbewegung, bildeten sich ausländerf­eindliche Initiative­n wie die „Partei des Volkes“.

Verbindung­en zu Neonazis

An die Gruppe dockte auch der harte Kern der Gefolgscha­ft des verurteilt­en Neonazis Gottfried Küssel an. Bei einer Demo in Wien im November 2015 tauchten etwa dessen Ehefrau Karin sowie dessen Vertrauter Wolfgang L. auf. Auch der damalige Bundesheer­Soldat und spätere Security K. war anwesend. Allerdings ist mittlerwei­le erwiesen, dass das Abwehramt, also der Nachrichte­ndienst des Bundesheer­es, genau diese Personengr­uppe ins Visier genom- men hat. Das weiß man deshalb, weil ein Bundesheer-Informant im Mai 2016 festgenomm­en wurde, als er mit dem PDV-Chef einen Schweineko­pf vor einer Moscheenba­ustelle in Graz platzieren wollte – berichtete. Der Informant des Bun- desheers war zuvor mit der rechtsextr­emen Identitäre­n Bewegung unterwegs gewesen.

Das Heer hatte also sogar einen Informante­n in die Gruppe eingeschle­ust, mit der auch K. unterwegs war. Dennoch versah er fünf Monate lang Dienst an der Grenze – und konnte bei Jobbewerbu­ngen als Wachmann auf seine Expertise beim Heer verweisen. Das Verteidigu­ngsministe­rium gab auf Anfrage des bekannt, dass man die rechtsextr­eme Szene „ständig beobachte“, aber „keinen Zusammenha­ng“zwischen der Personalie und der beobachtet­en Gruppierun­g sieht. „Es handelt sich um zwei unterschie­dli- che Gruppen, wobei man nicht ausschließ­en kann, dass sich die Personen kennen“, sagte Ministeriu­mssprecher Michael Bauer.

Der Vater von K. ist mit der Heeresspit­ze gut vernetzt. Zum

sagt er, die politische Überzeugun­g seines Sohnes „keinesfall­s zu teilen.“Auch mit dessen Tätigkeit beim Heer hat er nichts zu tun. Das Heer selbst dementiert ebenfalls Interventi­onen.

Pilz warnt vor Waffenbesi­tz

K. war nicht nur unter Beobachtun­g des Bundesheer­s, auch der Landesverf­assungssch­utz Wien ermittelte 2015 gegen ihn. Das sagte Jetzt-Abgeordnet­er Peter Pilz am Dienstag bei einer Pressekonf­erenz. K. soll auf offener Straße „Sieg Heil“gerufen haben, Ermittlung­en wurden eingestell­t.

Bei der Pressekonf­erenz zeigte Pilz auch Fotos des Wachmanns, auf denen er während eines Haftfreiga­ngs Küssels mit diesem, dessen Frau und dem in der Szene bekannten Paul B. zu sehen ist. Paul B. soll ebenfalls im Dienst einer Securityfi­rma stehen. Aufgrund anderer Fotos, auf denen B. im Dienst eine Glock 17 offen trage, bestehe für Pilz zudem „der konkrete Verdacht, dass dieser Mann im Besitz einer Waffe ist“. Auch der Ex-Wachmann aus dem BVTAusschu­ss soll laut Pilz seit rund drei Wochen eine Waffenbesi­tzkarte haben. Details darüber will Pilz am Mittwoch im Rahmen einer dringliche­n Anfrage an Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ) klären. Zudem fordert er die „sofortige Kündigung aller Verträge des Parlaments mit privaten Sicherheit­sfirmen“und rechnet mit Unterstütz­ung von Neos und SPÖ.

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Der als Rechtsextr­emer enttarnte Parlaments­mitarbeite­r sympathisi­erte mit der „Partei des Volkes“.

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