Der verschollene Meteorit vom Himmelsfeld
Der mehr als 15 Tonnen schwere Meteorit Mesón de Fierro ist seit langem unauffindbar. Eine Spur führt nach Wien.
Für die Qom handelte es sich bei den Eisenmassen um Schweißtropfen der Sonne. Das Gebiet werde Pingüen Nunralta genannt, erklärten die Ureinwohner des Chaco den Konquistadoren – Campo del Cielo, das „Feld des Himmels“. Es sei der Ort, an dem sich die Erde und die Sonne begegneten. Aus den Schweißtropfen würden die Stämme der Bäume wachsen. Offenbar hatten ihre Vorfahren den Fall des Eisenmeteoriten vor etwa 4200 bis 4700 Jahren beobachtet. Es muss ein gewaltiges Schauspiel gewesen sein, als dieser im Grenzgebiet der heutigen argentinischen Provinzen Chaco und Santiago del Estero rund 1000 Kilometer nordwestlich von Buenos Aires in der Atmosphäre explodierte und im Boden einschlug: Mehr als hundert Tonnen seiner Überreste wurden bisher gefunden, die ursprüngliche Masse soll 840 Tonnen betragen haben. Die mehr als zwei Dutzend Krater haben zum Teil einen Durchmesser von mehr als hundert Metern.
Die Spanier wollten die Quelle des Eisens finden, welches die Völker des Chaco für Werkzeuge und Waffen nutzten. Im Jahr 1576 führte der Vizegouverneur Hernán Mejía de Mirabal eine Expedition in das Himmelsfeld. Er berichtete dem Archivo General de Indias in Sevilla von einem großen Objekt aus Eisen und anderen Metallen, das wie Silber glänzte. Der Bericht geriet in Vergessenheit, doch die Erzählung von einer Silbermine hielt sich beharrlich.
Eiserne Riesen
Erst zwei Jahrhunderte später, im Jahr 1774, fand eine weitere Expedition unter Bartolomé Francisco de Maguna die Eisenmasse wieder. Maguna glaubte, das Ende einer Erzader vor sich zu haben, und nannte das Stück, das er auf mehr als 22 Tonnen schätzte, Mesón de Fierro, „Tisch aus Eisen“. In den nächsten Jahren erhielt der 3,89 mal 1,85 mal 1,36 Meter große Metallblock weiteren Besuch, bis im Jahr 1783 Miguel Rubín de Celis mit Sprengungen die Unterseite freilegen ließ und damit den Nachweis erbrachte, dass es sich nicht um eine Ader handelte. Dass der Mesón de Fierro sich an Ort und Stelle gebildet haben könnte, schloss Celis ebenso aus wie einen Transport durch die Ureinwohner. Nachdem es für ihn unvorstellbar war, dass der Brocken vom Himmel gefallen sein könnte, vermutete er einen Vulkanausbruch als Ursprung. Im Glauben, die von ihm auf 15 Tonnen geschätzte Masse sei wertlos, ließ er diese zurück. Celis’ Expedition war die letzte, die den Mesón de Fierro sichtete.
Zwar wurden seither viele weitere Teile des Meteoriten vom Campo del Cielo gefunden, darunter auch so spektakuläre Stücke wie El Chaco und Gancedo, die mit 28,8 und 30,8 Tonnen die Plätze drei und vier in der Rangliste der größten Meteoriten der Welt