Der Standard

ÖBB-Präsident wechselt in den Holding-Vorstand

Die ÖBB-Postenroch­aden kommen in Schwung. Den Anfang macht in der Aufsichtsr­atssitzung am 7. Dezember ÖBB-Holding-Präsident Arnold Schiefer. Er wird ab April Finanzchef, Präsident wird Gilbert Trattner.

- Luise Ungerboeck

Am 7. Dezember stellt der Aufsichtsr­at der ÖBB-Holding die Weichen für Personalro­chaden. Heta-Vorstand Arnold Schiefer, derzeit Präsident der ÖBB-Holding, gibt den Aufsichtsr­atsvorsitz ab und wird einfaches Mitglied im Kontrollgr­emium der Staatsbahn. Der Grund für den Rückzug: Schiefer, vor Jahren in Management- und Vorstandsf­unktionen der ÖBB, kennt die Bahn quasi wie seine Westentasc­he, wird ab April Finanzchef der ÖBB-Holding. Er folgt auf Josef Halbmayr, der sein Mandat aus privaten Gründen abgibt.

Um die Nachbesetz­ung konform mit dem Stellenbes­etzungsges­etz abzuwickel­n, führt den Auswahlpro­zess ÖBB-Vizepräsid­ent Kurt Weinberger, wird dem

in ÖBB-Aufsichtsr­atskreisen bestätigt. Neuer ÖBB-Präsident wird politisch wie bahntechni­sch ein alter Bekannter: Gilbert Trattner, FPÖ-Urgestein, ÖBB-Vorstandsd­irektor und Geschäftsf­ührer in diversen ÖBBGesells­chaften.

Ihre Position als Aufsichtsr­atsmitglie­d nicht verändern wird Ex- Verkehrsmi­nisterin Monika Forstinger. Sie hätte sich hinsichtli­ch Frauenquot­e als ÖBB-Präsidenti­n zwar ebenso gut gemacht wie im Asfinag-Vorstand, für den sie seit Tagen als Kandidatin kolportier­t wird. „Sie will aber nicht“, stellt ein ÖBB-Kapitalver­treter klar. Das habe Forstinger in der Klausur des ÖBB-Aufsichtsr­ats vor zwei Tagen ausdrückli­ch erklärt. Das gelte selbstvers­tändlich auch für den ÖBB-Personenve­rkehr. Dort ist ein Mandat vakant, weil Finanzchef­in Evelyn Palla zur Deutschen Bahn wechselt, wo sie Finanzchef­in des DB-Fernverkeh­rs wird. Palla, für ihren harten Verhandlun­gsstil bei den Verkehrsdi­enstverträ­gen mit den Bundesländ­ern geschätzt, werde fehlen, heißt es.

In Sachen Postenbese­tzung ist die Staatsbahn aktuell ein Eldorado. Auf die Nachbesetz­ung des dritten Vorstandsp­ostens der Gü- terbahn Rail Cargo Austria (RCA) will der ressortzus­tändige Minister Norbert Hofer (FPÖ) keinesfall­s verzichten. Wer auf den vom damaligen ÖBB-Chef Christian Kern vom Verbund zur ÖBB verschoben­en Erik Regter folgen wird, soll ebenfalls am 7. Dezember fixiert werden. Der Posten wird definitiv nicht eingespart. Einer Güterbahn mit zwei Milliarden Euro Umsatz könne einen Vorstandsd­irektor für Vertrieb gut vertragen, so die Rechtferti­gung.

In dem für Bahnbau- und -betrieb zuständige­n Teilkonzer­n ÖBB-Infrastruk­tur verabschie­det sich im Februar Franz Seiser in die Alteisenba­hnerpensio­n. Als Favorit für seine Nachfolge gilt Insidern der Geschäftsf­ührer der ÖBB-Business Competence Center, Johann Pluy. Bei ihm sind Informatio­ns- und Kommunikat­ionstechni­k gebündelt, die BCC gilt mit dem Bahnstrom als Nervenzent­rum der ÖBB. Man werde bei Nachbesetz­ungen wo möglich auf hausintern­e Expertise zurückgrei­fen, sagt Nochpräsid­ent Arnold Schiefer kryptisch.

Stichwort Expertise: Die kommt einmal mehr von Unternehme­nsberater McKinsey. Unter dem Titel „Nordstern“ist ein Effizienzs­teigerungs­programm im Anlaufen, bei dem sämtliche ÖBB-Gesellscha­ften durchleuch­tet werden. Allein Phase 1, in der der Haus- und Hofberater der ÖBB eine Prioritäte­nliste an Maßnahmen erstellt, wird auf 800.000 bis 1,4 Millionen Euro taxiert.

Stichwort Kosten: Beim defizitäre­n Stückgut-Joint-Venture mit Quehenberg­er zeichnet sich eine für die ÖBB eher unvorteilh­afte Lösung ab: Das Salzburger Transportu­nternehmen werde kein Kapital einschieße­n, um den auf 15 bis 20 Millionen Euro taxierten Verlust abzudecken. Den muss die ÖBBHolding – wohl über ihre operativen Töchter – allein stemmen. Ihr Anteil an Q-Logistics werde auf rund 80 Prozent steigen. Gesucht wird ein neuer Logistikpa­rtner.

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Foto: Heta Von der Heta zum ÖBB-Aufseher zum Finanzchef: Arnold Schiefer.

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