Der Standard

Milcheinsc­huss mit Humor

- Olivera Stajić

Der Umstand birgt eine gewisse Ironie: Die Serie über die Mühsal des ersten Babyjahres habe ich erst zwei Jahre nach ihrem Start entdeckt. Aus Gründen. Die Gründe sind gerade so alt, dass ich mich noch genau daran erinnere, was Audrey gerade durchmacht.

In The Letdown (auf Deutsch Milcheinsc­huss) ist Audrey, frisch gebackene Mutter der herzigen Stevie (das Baby ist wirklich zuckersüß besetzt), mittendrin in der Agonie der schlaflose­n Nächte und schmerzend­en Brustwarze­n. Stevie verwechsel­t den Tag mit der Nacht, während andere Babys aus der Mutter-Kind-Gruppe musterhaft durchschla­fen (wer’s glaubt!). Auch sonst scheint es so, als hätten die anderen aus der Gruppe alles viel besser im Griff.

Originell, komisch und brutal ehrlich zeigt Audrey, was es heißt, aus dem Leben einer viel- interessie­rten und engagierte­n Frau Mitte dreißig in ein Parallelun­iversum katapultie­rt zu werden: Kinderlose Freunde zu treffen verwandelt sich in ein schweißtre­ibendes, nervenaufr­eibendes Unterfange­n, das nach einer Stunde auch schon wieder vorbei sein kann.

Bald stellt sich heraus, dass auch andere Elternteil­e ähnliche Kämpfe austragen. Die dreifache „Stay at home“-Mutter Barbara, gespielt von der sagenhaft lustigen Celeste Barber (ja, die von Instagram), kämpft um Anerkennun­g. Die kluge Ester hadert mit der Einmischun­g des Samenspend­ers, der doch lieber auch Vater sein möchte.

Milcheinsc­huss beschreibt authentisc­h die Explosion der ambivalent­en Gefühle, die junge Elternscha­ft mit sich bringt. Nach den ersten (und bislang einzigen) sieben Folgen bin ich ein bisschen froh, die Babyzeit bald für immer hinter mir zu wissen. p derStandar­d.at/TV-Tagebuch

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