Wann kommt der Wolf nach Wien?
Jahrzehnten gibt es nun etwa 60 Rudel mit circa 500 Wölfen – und in die Schweiz, wo es im Moment drei bis vier Rudel mit insgesamt 50 Wölfen gibt, wurde bislang keine einzige Attacke auf Menschen registriert.
„Meine Mitarbeiter haben noch nie einen Wolf gesehen“, räumt MA-49-Forstdirektor Januskovecz ein. Die MA 49 betreut Gebiete in Wien, Niederösterreich und der Steiermark mit insgesamt etwa 41.500 Hektar Wald inklusive Almen und Felsen und 2500 Hektar landwirtschaftliche Nutzflächen. Januskovecz, selbst Jäger, drängt darauf, „faktenbasiert zu reden“. Denn gerade Risse von Nutztieren, die Schlagzeilen machen, würden sich oft als Jagd durch Hunde entpuppen. Das genetische Gutachten, das den „Übeltäter“überführt, dauert aber Wochen. Es bleibt nur die erste Schlagzeile in Erinnerung.
Hunde statt Gummigeschoße
Bei dem Thema gebe es aber auch nichts zu schönen, betont Januskovecz. Wolfspopulationen werden in Zukunft wohl wachsen. Österreich hat eine gute Nahrungsgrundlage, da die Dichte an Wildtieren hoch ist – 758.000 Stück wurden laut Statistik Austria im Jagdjahr 2017/2018 erlegt. Experten gehen davon aus, dass bis zu 40 Rudel Platz und Nahrung finden könnten.
Doch neben der ökologischen Komponente gebe es die soziale zu berücksichtigen. Maßnahmen wie in Niederösterreich und Oberösterreich stoßen bei der Expertenrunde jedoch auf Ablehnung: Seit diesem Sommer gibt es Bescheide der Bezirkshauptmannschaft Gmünd für sechs Jagdgebiete und der oberösterreichischen Landesregierung für die Marktgemeinde Liebenau für „Vergrämungen“. Sie erlauben Schreckschüsse, Lärm und gezielte Schüsse mit Gummigeschoßen. Der WWF hat bereits Beschwerde bei den zuständigen Landesverwaltungsgerichten eingebracht.
Vergrämung sei wirkungslos, sagt WWF-Experte Christian Pich- ler: „Eine ungeschützte Schafherde ist wie ein Buffet, das nicht geschlossen ist. Einen kann man vertreiben, aber es kommt bestimmt der nächste.“Wirkungsvoll sei gut durchdachter Herdenschutz. Wie dieser funktionieren kann, zeigt die Schweizer WWFMitarbeiterin Silvia Nielispach. Schon ein 90 Zentimeter hoher Elektrozaun zeige gute Ergebnisse. 50 Meter kosten rund 100 Euro.
Ein Einheitsmodell für Herdenschutz gebe es aber nicht, sagt sie: „Er funktioniert wie ein großes Gefüge mit vielen kleinen Rädchen.“Dazu gehört in der Schweiz eine Herdenschutzhundezucht. Die staatlich ausgebildeten Hunde werden auf Höfe verteilt.