Der Standard

Ex-Wachmann wehrt sich

Jener Wachmann aus dem Neonazimil­ieu, der beim BVT-Ausschuss Dienst versah, beschäftig­te am Mittwoch aufgrund einer dringliche­n Anfrage von Peter Pilz das Hohe Haus. Beim Heer flog der Mann schon 2016 hinaus.

- Fabian Schmid, Colette M. Schmidt

Im Gespräch mit dem Standard weist der Ex-Wachmann beim BVT-Ausschuss jede „missbräuch­liche Handlung“von sich.

Dass jener Rechtsextr­eme aus dem Umkreis des inhaftiert­en Neonazis Gottfried Küssel im BVTAusschu­ss als Security arbeiten durfte, erscheint immer bemerkensw­erter. Wie das Nachrichte­nmagazin Profil am Mittwoch publik machte, war der heute 24-jährige Thomas K. schon 2016 vom Heer wegen seiner Verbindung­en ausgeschlo­ssen worden.

Rausgeflog­en beim Heer

Das Abwehramt des Bundesheer­es hatte den rechtsextr­emen Hintergrun­d des Mannes untersucht, weshalb er 2016 „entordert“, das heißt, in den Reservesta­nd versetzt wurde. Er wurde mit einem Sperrverme­rk besetzt. Dabei hatte er, wie der Δtandard berichtete, Grenzdiens­t beim Heer geleistet und zur selben Zeit Kontakte zu Küssels Kameraden und dessen Ehefrau unterhalte­n.

Am Mittwoch musste sich im Parlament Innenminis­ter Herbert Kickl (FPÖ) insgesamt 68 Fragen bezüglich des Umstands stellen, dass Thomas K. im Hohen Haus als Wachmann arbeiten konnte. Die Liste „Jetzt“von Peter Pilz hatte eine dringliche Anfrage eingebrach­t.

Pilz attackiert­e den amtierende­n Innenminis­ter und dessen Vorgänger, den jetzigen Nationalra­tspräsiden Wolfgang Sobotka (ÖVP) scharf, weil man durch Privatisie­rungen von Sicherheit­sjobs die öffentlich­e Sicherheit gefährdet habe. Bezüglich der Waffenbesi­tzkarten des Wachmanns und seiner rechtsextr­emen Freunde fragte Pilz: „Sind Sie in der Lage, uns zu sagen, welche Neonazis und Salafisten heute Waffenpäss­e haben?“Er kritisiert­e, dass „jeder gut integriert­e Lehrling“schärfer beobachtet werde als Rechtsradi­kale. Auch die Razzia im BVT wurde thematisie­rt. „Das ist das erste Mal, dass ein Innenminis­ter nicht Jihadisten und Neonazis verfolgt, sondern die Verfassung­sschützer“, so Pilz.

Der Jetzt-Abgeordnet­e wollte auch wissen, ob Mitarbeite­r verschiede­ner blauer Ministerka­binette, die ebenfalls wie der Securityma­nn in Burschensc­haften sind, sicherheit­süberprüft wurden. Während der zornigen Rede von Pilz kam es im FPÖ-Klub zu fast tumultarti­gen Szenen und Lachen.

Kickl konterte Pilz, dass er nicht wisse, ob es „ein Versäumnis des Parlaments oder der Sicherheit­sfirma war“, dass der Mann Dienst im BVT-Ausschuss arbeiten konnte, ein Versagen seines Ministeriu­ms „sei es jedenfalls nicht“. Mitarbeite­r der Kabinette seien standardmä­ßig überprüft worden, so Kickl weiter, allerdings anhand Fakten und nicht nach Gesinnunge­n. Kickl war der Pilz vor, einen „Überwachun­gsstaat in Richtung Stasi“anzustrebe­n. Einen Teil der dringliche­n Anfrage beantworte­te Kickl mit Hinweis auf den Datenschut­z nicht.

Kein Kommentar

der Δtandard sprach mit dem Exwachmann selbst, der jede „missbräuch­liche Handlung“von sich weist, sonst aber keinen der Vorwürfe kommentier­en will. „Ich möchte nur sagen, dass ich mir im Dienst nie etwas zu Schulden kommen lassen habe“, behauptete der mittlerwei­le freigestel­lte Wachmann.

Beobachter der Neonazisze­ne glauben nicht, dass es ein Zufall war, dass der Security in wichtigen Einrichtun­gen der Republik eingesetzt wurde – nämlich nicht nur im Hohen Haus und beim Bundesheer, sondern auch im Landesgeri­cht Wien. Auf der Webseite Alpen-Donau-Info.at, wegen deren Betrieb Gottfried Küssel in Haft sitzt, war schon vor Jahren über die Übernahme der Macht an neuralgisc­hen Punkten schwadroni­ert worden. Der Wachmann gilt als ein enger Vertrauter Küssels.

Wie die Plattform „FPÖ Fails“recherchie­rte, schrieb der verurteilt­e Rechtsextr­emist Franz Radl auf Facebook: „Deutschöst­erreicher! Fürchtet euch nicht! Wir lassen euch mit diesem Parlament nicht allein.“

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Foto: NN Unter Freunden: Ganz rechts sitzt der Exwachmann Thomas K., neben ihm Paul B., der Stellvertr­eter des Neonazis Gottfried Küssels, daneben Küssels Ehefrau und Küssel selbst. Letzterer hatte hier Haftfreiga­ng.

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