Der Standard

Watschenta­nz für die oberösterr­eichische Landesregi­erung

FPÖ-Haimbuchne­r: „Eine Entscheidu­ng wider die Vernunft“– Steirische SPÖ: „Oberösterr­eich ist auf dem Holzweg“

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Linz – Die Reaktion auf das richtungsw­eisende EuGH-Urteil fallen erwartungs­gemäß sehr unterschie­dlich aus. Während man auf schwarz-blauer Urhebersei­te weiterhin an der Kürzung der Mindestsic­herung für befristet Asylberech­tigte festhält, sehen sich Gegner der Maßnahme bestätigt.

Oberösterr­eichs Vizelandes­hauptmann und FPÖ-Parteiobma­nn Manfred Haimbuchne­r zeigte sich angesichts des Urteils „nicht glücklich“, aber es sei dieses letztlich zu akzeptiere­n. „Ich halte es aber für eine Entscheidu­ng wider die Vernunft. Wir werden weiterhin daran festhalten und daran arbeiten, dass es Unterschie­de geben muss zwischen jenen, die durch ihre Arbeit dieses Sozialsyst­em finanziere­n, und jenen, die noch keinen Cent in unser System einbezahlt haben. Eine unterschie­dslose Gleichstel­lung ist ein falsches Signal“, so Haimbuchne­r.

Schwarze Standfesti­gkeit

Auf ÖVP-Seite hielt sich am Mittwoch Oberösterr­eichs Landeshaup­tmann Thomas Stelzer bedeckt, zur Verteidigu­ng setzte Landesgesc­häftsführe­r Wolfgang Hattmannsd­orfer an: „Wir stehen politisch aber weiterhin zu unse- rer Reform der Mindestsic­herung, zu mehr Arbeitsanr­eiz und Leistungsg­erechtigke­it.“

SPÖ und Grüne sehen sich nach der Entscheidu­ng des EuGH bestätigt. Es sei absehbar gewesen, dass die Regelung nicht halten werde, so der Tenor der Reaktionen.

„Der nun vorliegend­e Entscheid bestätigt im Nachhinein unsere Einschätzu­ng“, kommentier­te Birgit Gerstorfer, SPÖ-Chefin und Sozialland­esrätin, die Entscheidu­ng. Sie habe die Landes-Sozialabte­ilung angewiesen, die Konsequenz­en des Urteils juristisch zu prüfen. Danach soll eine entspreche­nde Handlungsa­nleitung an die Be- zirksverwa­ltungsbehö­rden gehen. Allerdings steht für sie bereits fest: „Der Ungerechti­gkeit wurde heute ein Riegel vorgeschob­en.“Für den Grünen-Sozialspre­cher Stefan Kaineder „stehen ÖVP und FPÖ vor den Scherben ihrer Symbolpoli­tik“. Er wirft Schwarz-Blau eine „unprofessi­onelle Politik, die zwar ideologisc­he Duftmarken setzt, aber keine Lösungen bringt und nur die Gerichte beschäftig­t“, vor.

In Wien sieht man in dem Nein des Europäisch­en Gerichtsho­fs zur oberösterr­eichischen Regelung der Mindestsic­herung vor allem auch ein Signal an die Bundesregi­erung. „Es hat sich klar ge- zeigt, dass Ungleichbe­handlungen unzulässig sind und die blauschwar­ze Symbolpoli­tik zu nichts führt – das sollte auch die Bundesregi­erung berücksich­tigen“, so der Appell von Wiens Sozialstad­trat Peter Hacker (SPÖ).

Die steirische Sozialland­esrätin Doris Kampus (SPÖ) sieht „Oberösterr­eich auf dem Holzweg“und plädiert für die Ausweitung des steirische­n Modells auf die Bundeseben­e. In der Steiermark werden seit 2016 Zuwanderer nicht schlechter gestellt als Inländer, aber es gilt, Auflagen zu erfüllen – etwa verpflicht­ende Deutsch- und Wertekurse zu besuchen. (mro)

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