Volkshilfe startet mit Grundsicherung für Kinder
Finanzielle Unterstützung für zwei Jahre in 20 Fällen
Wien – Österreich ist zwar eines der reichsten Länder weltweit, Kinderarmut gibt es aber auch hierzulande. Ganz konkret sind 297.000 Kinder unter 18 Jahren armutsgefährdet. In diese Kategorie fällt, wer weniger als 1238 Euro für einen Einpersonenhaushalt pro Monat zur Verfügung hat. Für jede weitere Person im Haushalt erhöht sich die Schwelle um 618 Euro, für Kinder unter 14 Jahren um 371 Euro.
Die Volkshilfe will die Kinderarmut nicht nur drastisch minimieren, die Organisation fordert nun in einer neuen Kampagne klar: Kinderarmut abschaffen. „Ein finanzieller Mangel verhindert Verwirklichungschancen für Kinder, sie erleben sich nicht als selbstwirksam. Das hat fatale Folgen“, begründet Erich Fenninger, Direktor der Organisation, die Forderung.
Maximal 620 Euro pro Kind
Damit von Armut betroffenen Kindern langfristig geholfen werden kann, stellte die Volkshilfe ein neues Instrument vor: 20 armutsgefährdeten Kindern soll zwei Jahre lang eine Kindergrundsicherung bezahlt werden. Die Volkshilfe fordert, dass diese Zahlung die aktuellen familienpolitischen Leistungen ersetzen soll. Es handelt sich dabei um eine kindbezogene Transferleistung, die steigt, je geringer das Einkommen der Eltern ist.
Konkret sieht das so aus: Die universelle Komponente von 200 Euro sollen alle Kinder erhalten – unabhängig vom Einkommen der Eltern. Zusätzlich gibt es eine einkommensabhängige Komponente, diese beträgt maximal 425 Euro, wenn das jährliche steuerpflichtige Familieneinkommen 20.000 Euro nicht übersteigt. Danach folgt eine Einschleifung bis zur Obergrenze von 35.000 Euro Jahreseinkommen pro Familie.
Warum genau 625 Euro Maximum pro Kind und Monat? Für die Zahlen habe man sich an den Referenzbudgets der Schuldnerberatung orientiert. Mit dem Geld soll nicht nur die materielle Versorgung sichergestellt werden, sondern auch Bildungschancen, soziale Teilhabe und gesundheitliche Entwicklung sollen ermöglicht bzw. garantiert werden.
Ab sofort sammelt die Volkshilfe dafür Geld. Die 20 Kinder seien noch nicht alle ausgewählt, sagt Fenninger. Man arbeite dafür mit den Bundesländerbüros zusammen. Die Aktion wird außerdem wissenschaftlich begleitet und nach Abschluss evaluiert. Fenninger hofft in der Folge auf eine politische Umsetzung. (lhag)