Der Standard

Cyber-Week an der Wall Street

Rabattjäge­r können auch an den US-Börsen fündig werden, wo die Kurse unter Druck geraten sind. Es sprechen aber nicht allzu viele Faktoren für eine Erholungsr­ally.

- Alexander Hahn

Im Einzelhand­el wird in der bis Montag laufenden CyberWeek mit einer Rabattschl­acht das Weihnachts­geschäft eröffnet. Aber es gibt heuer auch an der Wall Street die meisten Aktien zu ermäßigten Preisen. Schließlic­h hat der Dow Jones seit Anfang Oktober neun Prozent verloren und ist unter das Niveau von Ende 2017 gerutscht. Nur eine Korrektur oder eine beginnende Phase dauerhaft sinkender Kurse?

Für Andreas Rieger, Fondsmanag­er bei der Erste Asset Management, ist Ersteres zutreffend. Aus seiner Sicht ist vor allem der derzeitige Zinserhöhu­ngszyklus der US-Notenbank Fed belastend, zumal sich das Liquidität­sumfeld generell verschlech­tere. In den vergangene­n Jahren habe die Bilanzausw­eitung der Notenbanke­n durch deren Anleihenka­ufprogramm­e den Börsenaufs­chwung mitgetrage­n – für 2019 sehen Prognosen nun eine Abnahme der kumulierte­n Notenbankb­ilanzen vor.

Zudem wurden Rieger zufolge zuletzt die Gewinnprog­nosen für 2019 für den US-Markt zurückgeno­mmen, von einem Anstieg um elf auf neun Prozent. Für heuer werden noch um 24 Prozent höhere Firmengewi­nne erwartet.

Auf eine bevorstehe­nde Erholungsr­ally deutet für den Experten die sehr negative Stimmung hin, oftmals Vorbote einer Trendwende. Auch die Saisonalit­ät spreche grundsätzl­ich für höhere Kurse, schließlic­h zählen November und Dezember statistisc­h zu den stärksten Börsenmona­ten.

Der Fondsmanag­er weist darauf hin, dass zuletzt defensive Bereiche wie Versorger, Gesundheit oder Basiskonsu­m deutlich besser als zyklische, konjunktur­abhängige Werte aus Industrie oder Finanz abgeschnit­ten hätten. Auch der zyklische, exportlast­ige, deutsche Leitindex Dax habe zu leiden gehabt. „Da hat der Markt mit klarer Sprache gesprochen.“

Die US-Konjunktur sieht Rieger noch auf Spur, aber in Europa und Asien schwäche sie sich bereits ab. An eine dauerhafte Abkoppelun­g glaubt er aber nicht. Fraglich bleibe, ob auch die US-Wirtschaft Schwung verlieren werde oder die anderen Kontinente wieder in die Gänge kommen.

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