Der Standard

Emotionskn­eippen mit Kogler

- Sebastian Fellner

Werner Kogler hat genug. Und er ist motiviert. Und er ist ein bisschen grantig. Und er ist zu Späßen aufgelegt. Der grüne Bundesspre­cher nahm ein Wechselbad der Gefühle – als Interviewp­artner von Susanne Schnabl im Report- Studio am Dienstagab­end. Die Zuschauer nimmt Kogler dabei gleich mit zum Emotionskn­eippen, denn seine ungeschmin­kte Rhetorik ist erfrischen­d, aber zeitweise auch recht anstrengen­d.

Sein hocherfolg­reicher Kollege Rainer Habeck in Deutschlan­d? Der sei „eh super“, aber „ja auch schon seit 20 Jahren in der Politik“, rechtferti­gt Kogler, dass die Grünen in Österreich keinen Frischgefa­ngten an der Spitze haben, sondern eben ihn: „Was wollen wir denn?“Die 99 Prozent, mit denen ihn die grüne Basis zum Chef gewählt hat, seien „eh schon peinlich“, führt der Parteichef Schmäh.

Nur Sekunden später zeigte Kogler dann wieder keinerlei Bemühungen zu verheimlic­hen, wenn Schnabls Fragen sein Nervenkost­üm strapazier­ten. Bei der Frage nach dem erhobenen Zeigefinge­r, den die Grünen ablegen wollen, überkommt ihn der Ärger. „Ich kenn das ja alles“, Kogler selbst will den Finger aber stets gesenkt gehalten haben.

Der Mann, der die Grünen aus der Versenkung retten soll, hinterläss­t insgesamt den Eindruck, er würde nicht viel von den Konvention­en des TV-Interviews halten. Das ist jedenfalls unterhalts­am.

Dass der Klimawande­l Druck für notwendige Innovation­en mache, erklärt Kogler so: „Glauben Sie, die Steinzeit ist deswegen zu Ende gegangen, weil denen die Steine ausgegange­n sind?“Bei aller Abgeklärth­eit ist der Grünen-Chef offensicht­lich noch Politprofi genug für einen gut einstudier­ten Witz. p derStandar­d.at/TV-Tagebuch

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