Emotionskneippen mit Kogler
Werner Kogler hat genug. Und er ist motiviert. Und er ist ein bisschen grantig. Und er ist zu Späßen aufgelegt. Der grüne Bundessprecher nahm ein Wechselbad der Gefühle – als Interviewpartner von Susanne Schnabl im Report- Studio am Dienstagabend. Die Zuschauer nimmt Kogler dabei gleich mit zum Emotionskneippen, denn seine ungeschminkte Rhetorik ist erfrischend, aber zeitweise auch recht anstrengend.
Sein hocherfolgreicher Kollege Rainer Habeck in Deutschland? Der sei „eh super“, aber „ja auch schon seit 20 Jahren in der Politik“, rechtfertigt Kogler, dass die Grünen in Österreich keinen Frischgefangten an der Spitze haben, sondern eben ihn: „Was wollen wir denn?“Die 99 Prozent, mit denen ihn die grüne Basis zum Chef gewählt hat, seien „eh schon peinlich“, führt der Parteichef Schmäh.
Nur Sekunden später zeigte Kogler dann wieder keinerlei Bemühungen zu verheimlichen, wenn Schnabls Fragen sein Nervenkostüm strapazierten. Bei der Frage nach dem erhobenen Zeigefinger, den die Grünen ablegen wollen, überkommt ihn der Ärger. „Ich kenn das ja alles“, Kogler selbst will den Finger aber stets gesenkt gehalten haben.
Der Mann, der die Grünen aus der Versenkung retten soll, hinterlässt insgesamt den Eindruck, er würde nicht viel von den Konventionen des TV-Interviews halten. Das ist jedenfalls unterhaltsam.
Dass der Klimawandel Druck für notwendige Innovationen mache, erklärt Kogler so: „Glauben Sie, die Steinzeit ist deswegen zu Ende gegangen, weil denen die Steine ausgegangen sind?“Bei aller Abgeklärtheit ist der Grünen-Chef offensichtlich noch Politprofi genug für einen gut einstudierten Witz. p derStandard.at/TV-Tagebuch