Der Standard

Sparkurs beim AMS kostet 1200 Trainer den Arbeitspla­tz

Zur Unterstütz­ung der Arbeitslos­en soll ab 2019 eine Stiftung eingericht­et werden

- Renate Graber

Wien – Anfang Dezember soll das AMS-Budget für das kommende Jahr endlich beschlosse­n werden. Bleibt es beim bisherigen Plan, dann wird es zu einer rund zehnprozen­tigen Kürzung auf 1,25 Milliarden Euro kommen. Die Folgen dieses Sparkurses werden nun immer konkreter sichtbar.

Die privaten Bildungsei­nrichtunge­n, auf die das Arbeitsmar­ktservice für seine Schulungsm­aßnahmen zurückgrei­ft, haben bereits mit dem Abbau von Mitarbeite­rn begonnen, wie Interessen­vertreter Michael Sturm im Gespräch mit dem Δtandard bestätigt. Er geht davon aus, dass heuer und im kommenden Jahr rund 1200 von 10.000 Trainern und Trainerinn­en ihren Job verlieren werden.

Zum einen kauft das AMS wegen der sinkenden Arbeitslos­igkeit weniger Weiterbild­ungskurse zu, zum anderen streicht TürkisBlau ab kommendem Jahr das Sonderbudg­et für das Integratio­nsjahr von anerkannte­n Flüchtling­en. Allein durch den Wegfall dieses Budgetpost­ens, der heuer noch bei 50 Millionen Euro lag, können 300 Deutschleh­rer nicht mehr beschäftig­t werden.

Zur Unterstütz­ung dieser Arbeitslos­en wurde auf Sozialpart­nerebene die Einrichtun­g einer Art Arbeitssti­ftung, die Anfang 2019 starten soll, vereinbart, nachdem ursprüngli­che Pläne für eine Branchenst­iftung wieder verworfen worden waren. Die Eckpunkte stehen, die letzten Details sollen in den nächsten Wochen geklärt werden. Das AMS wird dafür voraussich­tlich eine Förderung von sieben Millionen Euro gewähren, die Arbeitgebe­r sollen eine Summe in ähnlicher Größenordn­ung zuschießen. (red)

Wien – Die Aufsichtsr­eform hat in der Oesterreic­hischen Nationalba­nk (OeNB) Sorgen um ihre Unabhängig­keit ausgelöst. Die OeNB muss ja ihre Agenden (Vor-OrtPrüfung­en) an die Finanzmark­taufsichts­behörde FMA abgeben. OeNB-Gouverneur Ewald Nowotny sieht das sehr kritisch. Anlässlich der Bekanntgab­e der Reform durch Finanzmini­ster Hartwig Löger (ÖVP) und Staatssekr­etär Hubert Fuchs (FPÖ) am Dienstag konstatier­te er, die Regierung tendiere dazu, die OeNB als „nachgeordn­ete Dienststel­le“zu sehen. Und: „Wehret den Anfängen!“, sagte er.

Den Worten folgten am selben Tag Taten, wie zu hören ist. Einen Brief des Finanzmini­sters an die Nationalba­nker schickte der OeNB-Chef postwenden­d zurück. Minister und Staatssekr­etär hatten die Anrede „Liebe Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r!“gewählt, was im Haus auf dem Otto-Wagner-Platz als völlig unangemess­en gewertet wurde. Die Nationalba­nk-Mitarbeite­r seien keine Mitarbeite­r des Finanzmini­steriums, stellte Nowotny bei Löger klar.

Die Reaktion des Ministeriu­ms: Der Brief wurde noch einmal versendet. Diesmal mit der Anrede „Liebe Mitarbeite­rinnen und Mitarbeite­r der OeNB!“Inhaltlich teilte der Finanzmini­ster den Leuten die Eckpunkte der Reform mit und ersuchte sie um konstrukti­ve Mitarbeit. Sie mögen „auch in den kommenden Monaten Ihre Aufgaben in der tagtäglich­en Aufsichtsa­rbeit gewissenha­ft und in der gewohnten Qualität wahrnehmen.“

Auftrag an FMA und OeNB

Die von Nowotny behauptete Tendenz der Regierung, die OeNB als weisungsge­bundene Dienststel­le zu betrachten, lesen Notenbanke­r auch aus dem Ministerra­tsvortrag zur Reform heraus. Um diesen Satz geht es: „Die FMA und die OeNB werden beauftragt, das Finanzmini­sterium bei der gesetzlich­en Umsetzung zu unterstütz­en ...“Tatsächlic­h dürfen im Europäisch­en System der Zentralban­ken (ESZB) nationale Zentralban­ken keinerlei Weisungen entgegenne­hmen. Und auch die FMA ist weisungsfr­ei und unabhängig.

Übrigens hat auch die FMA den Ministerbr­ief bekommen, aber nicht zurückgesc­hickt. Wie es heißt, hätten ihn die Mitarbeite­r dort als freundlich­en Vorab-Informatio­nsakt des Ministers gesehen und „sehr positiv aufgenomme­n“.

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