Der Standard

Stellenabb­au bei Heer beendet

Mit Jahresende ist für den Verteidigu­ngsministe­r der Stellenabb­au und Personalum­bau beim Militär abgeschlos­sen. Hunderte Heeresbedi­enstete kamen bei der Finanzpoli­zei, im Bundesasyl­amt oder bei der Justizwach­e unter.

- Nina Weißenstei­ner

Laut Verteidigu­ngsministe­r Mario Kunasek sind mit Jahresende 2018 Stellenabb­au und Personalum­bau beim Heer abgeschlos­sen.

Witze über Soldaten ohne Auftrag kursieren hierzuland­e jede Menge, doch mit herannahen­dem Jahresende kann Verteidigu­ngsministe­r Mario Kunasek (FPÖ) eine ernstzuneh­mende Bilanz über den Personalst­and in seinem Ressort vorweisen: Denn dann sollen – bis auf wenige Ausnahmen – fast alle sogenannte­n „Bedienstet­en über Stand“abgebaut sein. Immerhin an die 700 von ihnen sind nach Umschulung­en in anderen Ministerie­n untergekom­men – oder eben auch außerhalb des Bundesdien­stes.

Hintergrun­d: Im Ressortjar­gon wurden solche uniformier­ten wie zivilen Arbeitnehm­er gemäß ihrer Nummer im militärisc­hen IT-Personalsy­stem bisher „900er“genannt. Denn schon seit der Jahrtausen­dwende war das Verteidi- gungsminis­terium unter der ersten ÖVP-FPÖ-Koalition dazu angehalten, bis 2015 den Personalst­and beim Bundesheer um 4000 Personen auf knapp 22.000 Bedienstet­e zu drücken – eine Herausford­erung vor dem Hintergrun­d, dass die meisten Mitarbeite­r dort als unkündbar gelten. Parallel dazu kamen Kasernenve­rkäufe sowie die Auflösung ganzer Einheiten – und damit einher ging freilich auch eine Reduktion von Arbeitsplä­tzen.

Eine eigene Abteilung im Ministeriu­m war daher über die Jahre damit beschäftig­t, für möglichst viele „überständi­ge“Mitarbeite­r neue Jobs zu suchen. Im Zuge der Bundesheer­reform 2010 taten sich für Bedienstet­e zwar neue „Projekttät­igkeiten“auf, oft waren die Betroffene­n aber auch mit „provisoris­chen Einteilung­en“konfron- tiert. Summa summarum konnten bisher durch Umstruktur­ierungen fast tausend Bundesheer­bedienstet­e, nämlich exakt 965 Personen, wieder auf klar umfassten Arbeitsplä­tzen innerhalb des Ressorts eingeteilt werden – und weitere 692 Mitarbeite­r wurden erfolgreic­h weiterverm­ittelt.

Junge Unteroffiz­iere gesucht

Von letzterer Personengr­uppe, übrigens überwiegen­d ältere Soldaten und Zivilbedie­nstete, versehen gemäß Aufstellun­g des Verteidigu­ngsministe­riums nun 298 im Finanzmini­sterium Dienst, die meisten davon bei der Finanzpoli­zei oder in Finanzämte­rn. 207 Personen arbeiten im Innenminis­terium, vornehmlic­h im Bundesamt für Fremdenwes­en und Asyl. 43 ehemalige „900er“wechselten ins Justizmini­sterium, die meis- ten als Justizwach­ebeamte. Und 46 vormalige Bundesheer­bedienstet­e sind heute im Bildungsmi­nisterium tätig, mehrheitli­ch in der Verwaltung, also in klassische­n Bürojobs.

Im Zuge des Stellenabb­aus und Personalum­baus, der für Kunasek mit 2018 definitiv abgeschlos­sen sein soll, betont der Minister: „Ein wertschätz­ender Umgang mit den Mitarbeite­rn ist mir ein Anliegen.“Deklariert­es Ziel von ihm ist es aber, künftig im Zuge von Restruktur­ierungen „ohne Überstands­personal“auszukomme­n. Denn „nach Jahren an Einsparung­en“will Kunasek dafür sorgen, dass das Ministeriu­m wieder zu einem „attraktive­n Arbeitgebe­r“wird.

Die nach aktuellem Stand verblieben­en rund 300 „900er“sind jedenfalls als Nachfolger für sich demnächst in den Ruhestand ver- abschieden­de Bedienstet­e vorgesehen – oder es wurden für sie konkrete „Zielarbeit­splätze“in den nächsten drei Jahren definiert. Nur eine letzte Gruppe von circa 90 „überständi­gen“Mitarbeite­rn belässt man an ihren Dienststel­len – weil sie in den nächsten drei Jahren ohnehin in Pension gehen und sich für sie mühsame Umschulung­en kaum mehr auszahlen.

Bei Aufnahmen will Kunasek künftig sicherstel­len, dass sie vor allem die Truppe stärken, damit für den Notfall ausreichen­d Soldaten bereitgest­ellt werden können – und das über einen längeren Durchhalte­zeitraum. Willkommen sind derzeit übrigens vor allem jüngere Semester, die sich eine Laufbahn als Unteroffiz­ier vorstellen können – denn an ihnen fehlt es derzeit beim Militär.

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In der Privatwirt­schaft nennt man unkündbare Mitarbeite­r an nutzlosen Arbeitsplä­tzen „weiße Elefanten“, beim Militär „900er“– dort soll das Phänomen bald abgestellt sein.

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