Der Standard

FPÖ-Argumente gegen Soros

Migrantens­tröme, Weltregier­ung, Raubtierka­pitalismus

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Wien/Budapest – Die Übersiedlu­ng der von George Soros gegründete­n Central European University (CEU) von Budapest nach Wien scheint fix zu sein. Nach wie vor weigert sich die ungarische Regierung, ein Abkommen zu unterzeich­nen, das die weitere Tätigkeit der CEU in Ungarn ermögliche­n würde. In Wien wäre die Soros-Universitä­t hochwillko­mmen – nur nicht bei der FPÖ.

Die Wiener Stadtregie­rung hat im April ein Memorandum unterzeich­net, in dem der CEU das Areal des Otto-WagnerSpit­als auf der Baumgartne­r Höhe angeboten wird. Noch ist die Entscheidu­ng nicht fixiert, ein Vertreter von Soros hatte bei dessen Wien-Besuch diese Woche erklärt, dass auch zwei weitere Standorte geprüft würden. Diese könnten auch als Übergangsl­ösung dienen.

Die FPÖ begründet ihre Ablehnung der Soros-Universitä­t in Wien unterschie­dlich. Soros gilt in rechten und rechtsextr­emen Kreisen auch wegen seiner jüdischen Herkunft als Feindbild. Dem Investor wird zudem vorgeworfe­n, einen eigenen „Plan“zur Ansiedlung von Migranten in Europa zu verfolgen. FPÖ-Klubob- mann Johann Gudenus erklärte etwa, es gebe „stichhalti­ge Gerüchte“, wonach Soros „gezielt Migrantens­tröme nach Europa“lenke. Zuletzt beklagte sich Gudenus über den „relativ weit unten“angesetzte­n Pachtzins für das Areal des Otto-Wagner-Spitals. Soros sei nicht jemand, der Förderunge­n brauche. Im Wiener Gemeindera­t hat die FPÖ die Soros-Universitä­t konsequent bekämpft. Einmal ging es um die „dubiose Person Soros“, wie das Gudenus formuliert­e, oder um seinen „fragwürdig­em Ruf“. Gudenus forderte, besser die öffentlich­en Universitä­ten zu stützen, statt eine private Uni nach Wien zu holen.

Stadtrat Maximilian Kraus unterstell­te der Soros-Stiftung, „Stimmung gegen jene Kräfte und Bewegungen Europas zu machen, die der grenzenlos­en Zuwanderun­g skeptisch gegenübers­tehen“. Andere Abgeordnet­e warfen Soros vor, eine „Weltregier­ung“anzustrebe­n und „Raubtierka­pitalismus“zu betreiben, und forderten ihn auf, doch in den USA eine Zweigstell­e seiner Uni zu eröffnen. Treuherzig­er Nachsatz: Mit Antisemiti­smus habe das nichts zu tun. (völ)

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Foto: APA/Neubauer George Soros hält auch für die FPÖ als Feindbild her.

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