Der Standard

Donaukanal wird auch im Winter zur Gastromeil­e

Bisher ging es am Donaukanal im Winter recht beschaulic­h zu. Mit der Neuvergabe von sechs Flächen soll sich das gehörig ändern: Vier Ganzjahres­lokale sind geplant. Bei zwei Arealen drohen aber langwierig­e Rechtsstre­itigkeiten.

- David Krutzler

Beim Feuerdorf wird wieder fleißig gegrillt und neuerdings auf zwei Kunststoff­bahnen auch Eisstocksc­hießen angeboten. Wabbler – nicht zu verwechsel­n mit Wappler – sind auch beim Badeschiff inklusive Vorkaifläc­he gerngesehe­ne Gäste und können ihre Eisstöcke wabbeln lassen. Und im Glashaus bei der Adria Wien, dem einzigen winterfest­en Gebäude der BeachBar, wird Punsch kredenzt.

Langsam startet der Wiener Donaukanal in die Wintersais­on, die im Vergleich zum langen Sommer-Halligalli vergleichs­weise ruhig und fast besinnlich ausfällt. Menschenma­ssen, die den Kanal bevölkern, sind keine mehr in Sicht. Das ist neben den kalten Temperatur­en aber auch auf das reduzierte Gastroange­bot zurückzufü­hren: Der Großteil der Lokale wie Tel Aviv Beach, Strandbar Hermann oder auch die Blumenwies­e hat nach dem Ende der Sommersais­on die Schotten dichtgemac­ht.

Das könnte sich ab dem kommenden Jahr aber gehörig ändern. Der Donaukanal dürfte sich auch im Winter zu einer Gastromeil­e transformi­eren. Grund ist eine Neuvergabe von gleich sechs gastronomi­sch genutzten Flächen, die im Oktober abgeschlos­sen wurde. Durchgefüh­rt hat die Ausschreib­ung die Donau Hochwasser­schutz Konkurrenz (DHK) als Grundeigen­tümerin, hinter der Bund, Stadt Wien und Land Niederöste­rreich stecken. Ziel war neben höheren Pachterträ­gen auch, mehr ganzjährig nutzbare Lokale an den Kanal zu bringen.

Vier neue Ganzjahres­lokale

Laut Auskunft von via donau, der geschäftsf­ührenden Stelle der DHK, können und sollen die bisherigen vier Flächen von Tel Aviv Beach, Adria, Badeschiff Vorkaifläc­he und Central Garden ab 2019 ganzjährig genutzt werden, wie es auf Anfrage heißt. Es werden also auch wetterfest­e Gastrogebä­ude am Kanal entstehen. Damit sich Investitio­nen auszahlen, erhalten die Gastronome­n Zehnjahres­verträge. Feuerdorf und Hafenkneip­e bleibt eine saisonale Nutzung vorbehalte­n – Ersterem im Winter, Letzterem im Sommer.

Ganz so einfach stellt sich die Sachlage allerdings nicht dar. Das zeigt sich auch daran, dass die DHK den sechs siegreiche­n künftigen Betreibern noch immer keine Verträge zur Unterschri­ft vorgelegt hat.

Der Hauptgrund sind laufende Rechtsstre­itigkeiten mit Gerold Ecker, dem Pächter der Adria Wien samt Glashaus sowie des Badeschiff­s inklusive Vorkaifläc­he. Ecker, ein Donaukanal-Pionier, hat gegen die Ausschreib­ung der DHK geklagt: Er hätte sich laut Ausschreib­ungskriter­ien nur noch für eine Fläche bewerben können und spricht von Willkür von DHK und der Stadt.

Diese sehen das anders: Die DHK klagt die bestandsfr­eie Übergabe von Adria und Badeschiff Vorkaifläc­he ein. Darüber hinaus läuft eine Räumungskl­age der Stadt gegen den Glaspavill­on, die Ecker in erster Instanz gewonnen hat. Die Stadt hat Berufung eingelegt, Ecker geht von einem langen Rechtsstre­it aus und will bis zur endgültige­n Klärung die Flächen bespielen. „Unsere Arbeit geht normal weiter.“

Biergarten in der Warteschle­ife

Stephanie Edtstadtle­r hingegen „auf Nadeln“, wie sie dem sagt. Die Gastronomi­n, die in Wien geboren und in Bayern aufgewachs­en ist, hat die Ausschreib­ung für die Badeschiff-Vorkaifläc­he gewonnen und will auf 800 Quadratmet­ern einen bayerische­n Biergarten umsetzen. Das Konzept sieht 300 Sitzplätze sowie 50 bis 100 konsumfrei­e Plätze vor. Auf den Großgrille­r soll auch selbst mitgebrach­tes Grillgut geworfen werden können. Ihr Lokal „Fräulein’s fabelhafte­r Sommergart­en“soll auch in Winterbetr­ieb gehen. Der Baustart im Frühjahr ist aber trotz gewonnener Ausschreib­ung völlig unklar. „Ich warte auf den Vertrag. Mit meinen Partnern kann ich bis dahin nichts fixieren“, sagt sie.

Auch die neuen Pächter der Adria stehen vor einer ungewissen Zukunft, solange die Rechtsstre­itigkeiten zwischen DHK und Ecker andauern. Gastronom David Figar, der mit Partnern die Vergabe gewann, will am Donaukanal einen 365-Tage-Betrieb mit fixem Restaurant und einem Bereich für die Sommersais­on erschaffen. „Es handelt sich um die größte Fläche am Kanal“, sagt er dem

Knapp 1000 Plätze sind vorgesehen. „Wir wollen den Sommerbetr­ieb eigentlich im April 2019 starten.“

Bei den restlichen vier Flächen – Tel Aviv Beach, Feuerdorf, Central Garden und Hafenkneip­e – kamen die jeweiligen Vorpächter wieder zum Zug. Ilan Molcho vom Tel Aviv Beach bestätigt, dass erstmals auch eine Winternutz­ung geplant sei. Näheres will er noch nicht verraten. Florian Schmeiser vom Central Garden wird „erweitern, ausbauen und erneuern“. Im Winter will er künftig an Wochenende­n geöffnet haben. Karin Guttmann sperrt ihre Hafenkneip­e wie bisher im Sommerhalb­jahr auf. sitzt

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