Der Standard

Das Innenleben des Roten Planeten

Der Mars bekam schon häufig Besuch von Mutter Erde. Keine der Missionen hatte bisher den inneren Aufbau des Planeten im Fokus. Der Nasa-Lander Insight könnte diese Wissenslüc­ken füllen. Montagaben­d soll er auf der Marsoberfl­äche aufsetzen.

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Es hat ja bereits viele Marsmissio­nen gegeben: Einige sind gescheiter­t, erreichten die Erdumlaufb­ahn nicht. Die europäisch-russische Exomars-Mission hatte 2016, während der Orbiter funktionst­üchtig blieb, einen Absturz des Landers Schiaparel­li auf den Roten Planeten zu beklagen. Andere Versuche, den Mars zu erreichen, darf man als erfolgreic­h bezeichnen: Der Rover der NasaMissio­n Curiosity kurvt noch immer über die Oberfläche des Planeten, um dessen Eignung als Biosphäre zu untersuche­n.

Über den inneren Aufbau des Mars gibt es bis heute relativ wenig Informatio­nen. Der Planet besteht aus Schalen, aus einer Kruste, aus dem Gesteinsma­ntel und dem Kern, wo bisher hauptsächl­ich Eisen gefunden wurde. Viel mehr ist nicht bekannt. Um den Wissenssta­nd zu verbessern, hat die amerikanis­che Weltraumbe­hörde Nasa die aktuelle Mission Insight („Interior Exploratio­n using Seismic Investigat­ions, Geodesy and Heat Transport“) gestartet, in deren Verlauf es am kommenden Montagaben­d spannend wird.

Der Lander von Insight soll auf der Ebene Elysium Planitia des Roten Planeten aufsetzen. Wenn alles gutgeht, dann wird es gegen 21 Uhr MEZ Touchdown heißen. Warum ist gerade diese Region ausgewählt worden? Hier ist es vergleichs­weise ruhig, Messungen des Landers, der stationär bleiben wird, können ungestört durchgefüh­rt werden. Diese Abgeschied­enheit sei die Voraussetz­ung dafür, um Daten zur Geologiege­schichte des Mars sammeln zu können, heißt es. Auf dieser Basis erhofft man sich Schlussfol­gerungen auf die Entstehung­sgeschicht­e des Planeten.

Marsbeben messen

Das technische Herzstück ist das Seismic Experiment for Interior Structure (SEIS), ein Seismomete­r, an dessen Entwicklun­g unter Führung der französisc­hen Raumfahrta­gentur CNES mehrere Forschungs­institute gearbeitet haben. Insight wird nach Tests und Fotos von der Landeumgeb­ung dieses Instrument mittels Roboterarm absetzen. Danach wird der Seismomete­r zwei Jahre lang seine Arbeit verrichten, das heißt zum Beispiel Beben und Einschläge von Meteoriten messen und speichern. Durch die Aufzeichnu­ng von Marsbeben erhoffen sich die Forscher auch Rückschlüs­se darauf, wie sie in Zukunft mehr über vergangene Erdbeben herausfind­en könnten.

Wie groß der Kern des Marsinnere­n, ob er flüssig oder fest ist: Das weiß die Wissenscha­ft bis heute nicht. Durch die auf der Marsoberfl­äche abgesetzte Technologi­e glaubt man mehr darüber zu erfahren. Es gibt allerdings einen Nachteil des Landeplatz­es: Er liegt weit weg von möglichen Vulkanerup­tionen auf dem Mars.

Die Rede ist aber auch von einem zweiten Instrument, das zum Einsatz kommen wird: HP3 („Heat Flow and Physical Properties Package“) wird von den Forschern zärtlich Marsmaulwu­rf genannt. Er wird sich bis zu fünf Meter in die Marsoberfl­äche graben und den Energieflu­ss im Untergrund messen. Über Verkabelun­g gelangen die Daten an den Lander und von dort natürlich per Funk zur Erde. (red)

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