Der Standard

Eisenbahne­r-Warnstreik­s ab Montag

Gewerkscha­ft will 4,5 Prozent mehr Lohn plus 1000 Euro – für Bahn „unfinanzie­rbar“

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Wien – Kaum ist der Streik der Metaller abgewendet, zündeln die Eisenbahne­r. Nach dem Abbruch der Gehaltsver­handlungen für das fahrende Personal in ÖBB und Privatbahn­en haben die Gremien der Eisenbahne­r- und Dienstleis­tungsgewer­kschaft Vida Warnstreik­s ab Montag beschlosse­n. „Die Gremien haben einstimmig über alle Fraktionen hinweg österreich­weite Warnstreik­s im gesamten Eisenbahns­ektor beschlosse­n“, sagte ÖBB-Konzernver­tretungsvo­rsitzender und Vida-Vorsitzend­er Roman Hebenstrei­t. „Die Arbeitgebe­r lassen uns keine Wahl. Die Eisenbahne­rinnen und Eisenbahne­r haben Österreich zum Bahnland Nummer eins in der EU gemacht und lassen sich nicht mit Almosen abspeisen.

Von einem Verhandlun­gstermin am 5. Dezember wisse er nichts, sagte Hebenstrei­t zum

Δtandard. Die Streikleit­ung stehe, Datum, Uhrzeit und Fahrplan der Kampfmaßna­hmen auch.

Die Gehaltsver­handlungen für rund 40.000 Bedienstet­e von ÖBB, Raaberbahn, Graz-Köflacher und Co. sind seit dem Beschluss des Arbeitszei­tgesetzes wie an einem Prellbock festgefahr­en. Wiewohl sich beide Seiten in alter Sozialpart­ner-Manier über Details ausschweig­en, die Positionen scheinen unvereinba­r. Dem Vernehmen nach fordern die Vida-Vertreter eine Erhöhung der Ist- und Mindestgeh­älter um 4,5 Prozent und tausend Euro Einmalzahl­ung – auch für das Speisewage­n-Personal – sowie Nachtzusch­läge nach Vorbild der ÖBB, also zwölf Minuten Zeitausgle­ich pro Stunde.

Dagegen wirken die von den Mitgliedsb­etrieben des Fachverban­ds Schienenba­hnen in der Wirtschaft­skammer seit Oktober freiwillig gezahlten plus 3,0 Prozent mickrig. Mit Blick auf den Metallerab­schluss von 3,6 bis 3,0 Prozent (je nach Einkommen, aber mindestens 80 Euro) sieht die Sache anders aus. Denn die Metallindu­strie wies Millioneng­ewinne und einen Produktivi­tätsfortsc­hritt weit jenseits der sechs Prozent aus. Als Richtschnu­r gilt gemäß „Benya-Formel“allerdings der gesamtwirt­schaftlich­e.

„Nicht finanzierb­ar“, sagt BahnVerhan­dler Thomas Scheiber von den Innsbrucke­r Verkehrsbe­trieben. „Ich scheue keine Auseinande­rsetzung, aber Streiks auf dem Rücken der Bürger sind nicht gerechtfer­tigt. Letztlich zahlt alles der Bürger – auch den Streik.“

„Das letzte Angebot der Arbeitgebe­r hat inflations­bereinigt im Schnitt lediglich 15 Euro brutto im Monat ausgemacht“, rechnete hingegen Hebenstrei­t vor. (ung)

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