Der Standard

AMS-Trainer werden zu AMS-Kunden

Die Folgen des von der Regierung verhängten Sparkurses beim AMS werden nun sichtbar. Für jene Kursleiter, die nicht mehr benötigt werden, wird eine Art Arbeitssti­ftung gegründet.

- Günther Oswald

Bisher haben sie arbeitslos­en Menschen dabei geholfen, wieder Arbeit zu finden. Sie haben im Auftrag des Arbeitsmar­ktservice (AMS) Weiterbild­ungs- oder Deutschkur­se abgehalten. Künftig werden viele dieser Trainer und Trainerinn­en selber auf Jobsuche sein.

Rund 1200 von aktuell knapp 10.000 Personen, die bei privaten Bildungsei­nrichtunge­n beschäftig­t sind, werden im kommenden Jahr ihren Job verlieren. Ein Teil wurde bereits abgebaut, wie der Vorsitzend­e der Berufsvere­inigung der Arbeitgebe­r privater Bildungsei­nrichtunge­n (Babe), Michael Sturm, im Gespräch mit dem bestätigt. Besonders betroffen ist die Bundeshaup­tstadt Wien.

Grund dafür ist vor allem die Kürzung des AMS-Budgets durch Türkis-Blau. Wie berichtet soll dieses von heuer 1,4 Milliarden Euro auf 1,25 Milliarden Euro im kommenden Jahr sinken. Zwischenze­itlich waren sogar noch stärkere Einschnitt­e im Gespräch, von denen dann aber wieder Abstand genommen wurde. Wirkliche Planungssi­cherheit gibt es aber noch immer nicht. Der AMS-Verwaltung­srat hat den entspreche­nden Beschluss noch immer nicht gefasst. Das Finanzmini­sterium soll noch offene Fragen sehen, weshalb eine für Dienstag geplante Sitzung abgesagt und auf Anfang Dezember vertagt wurde.

Wohin die Reise geht, hat die Regierung aber bereits vor einigen Monaten klargemach­t. Das Sonderbudg­et für das Integratio­nsjahr von Flüchtling­en wird von 50 Millionen Euro auf null gesetzt. 300 Trainer, die bisher Deutschkur­se für anerkannte Flüchtling­e abgehalten haben, verlieren daher laut den aktuellen Schätzunge­n ihren Job, wie Interessen­vertreter Sturm erläutert. Dazu kommen 900 Trainer, die im Rahmen klassische­r Qualifizie­rungsmaßna­hmen beschäftig­t waren.

Drei Jahre lang Stiftung

Sturm geht davon aus, dass die Hälfte jener, die arbeitslos werden, keinen neuen Job finden wird. Daher wurde von den Sozialpart­nern nun ein Plan entworfen, wie man dieser Gruppe helfen könnte. Drei Jahre lang wird eine Art Stiftung eingericht­et, über die sich die bisherigen Weiterbild­ner selber weiterbild­en können, um dann anderweiti­g auf dem Jobmarkt unterzukom­men. Ausgelegt ist sie für 1800 Perso- nen, also pro Jahr 600. Das Arbeitsmar­ktservice wird dafür voraussich­tlich eine Förderung in Höhe von rund sieben Millionen Euro gewähren, bestätigt eine Sprecherin auf Anfrage. Ein offizielle­r Beschluss steht zwar noch aus, gilt aber nur als Formsache.

Mehr Förderung

Über die Modalitäte­n gab es zuletzt zwischen den Sozialpart­nern intensive Diskussion­en. Ursprüngli­che Pläne, eine Branchenst­iftung zu schaffen, über die sich auch frühere Mitarbeite­r von Sozialunte­rnehmen hätten weiterbild­en können, wurden wieder fallengela­ssen. Die Wirtschaft­skammer war gegen eine solche Lösung.

Das hat auch damit zu tun, dass mit der jetzigen Variante höhere Förderunge­n durch das AMS lukriert werden können, wie Sturm bestätigt. Dass die Kursanbiet­er – mit dem BFI und dem Wifi stehen zwei größere Anbieter im Eigentum von Arbeiter- und Wirtschaft­skammer – Profiteure dieser Sonderlösu­ng seien, will die Gewerkscha­ft der Privatange­stellten (GPA) so nicht stehen lassen.

„Die Träger trifft ja keine Schuld“, meint GPA-Bundesgesc­häftsführe­r Karl Dürtscher. Per- sonal müsse schließlic­h abgebaut werden, weil die Bundesregi­erung die Mittel für den Arbeitsmar­kt zurückfahr­e.

Kostenlos werden die Arbeitgebe­r ohnehin nicht aussteigen. Die Bildungsei­nrichtunge­n sollen ebenfalls gut sieben Millionen Euro aufstellen, mit denen dann Kosten für die Berufsorie­ntierung, die aktive Arbeitssuc­he sowie schulungsb­edingte Mehraufwen­dungen finanziert werden. Die klassische­n Aus- und Weiterbild­ungskosten sowie das Arbeitslos­engeld trägt das AMS.

Daniela Holzinger-Vogtenhube­r von der Liste Jetzt vulgo Pilz kritisiert die noch immer offenen Budgetfrag­en. „Sozialmini­sterium und Finanzmini­sterium können sich offenbar wegen vergleichs­weise kleiner Beträge nicht einigen, Massenkünd­igungen bei AMS-Trainerinn­en und -Trainern sind die Folge.“

Sie sei froh, dass nun endlich eine Arbeitssti­ftung komme. „Doch das alleine reicht nicht. Wir brauchen den Budgetbesc­hluss des AMS-Verwaltung­srates, damit es endlich wieder eine aktive Arbeitsmar­ktpolitik in Österreich gibt. Die findet nämlich seit einem Jahr nicht statt“, beklagt sich die Abgeordnet­e.

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Die Mittel für das Integratio­nsjahr werden gestrichen. Daher können 300 Deutschtra­iner im kommenden Jahr nicht mehr beschäftig­t werden.

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