Der Standard

Sportgrand­e Holdhaus sieht „politische Umfärbung“

Hans Holdhaus, der langjährig­e Leiter des sportmediz­inischen Instituts IMSB, geht nach seiner Entlassung in die Gegenoffen­sive. Die vom Sportminis­terium erhobenen Vorwürfe seien falsch.

- Andreas Schnauder

Hans Holdhaus wirkt angespannt. Der bekannte Sportexper­te hat harte Wochen hinter sich: Erst die Beurlaubun­g, dann die Entlassung durch das Institut für Medizinisc­he und Sportwisse­nschaftlic­he Beratung (IMSB), das er aufgebaut und mehr als 35 Jahre geleitet hat. Selbst die Schlüssel musste er abgeben, ein Hausverbot wurde ausgesproc­hen, der E-Mail-Account abgedreht. Auch der Sohn von Holdhaus, der seit kurzem eine Tochterfir­ma des Vereins leitete, wurde gefeuert, ebenso die Schwiegert­ochter.

Formal war der Vereinsvor­stand Ausführend­er, doch im Hintergrun­d wittern Holdhaus und sein gleichnami­ger Sohn eine „Umfärbung“, hinter der das Sportminis­terium steht.

Das IMSB ist eine Art Kompetenzz­entrum des österreich­ischen Sports, betreut Athleten in Sachen Trainingsp­rogramm, Sportmediz­in, Ernährungs­beratung oder Leistungsd­iagnostik. Doch seit FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache die Sportagend­en übernommen hat, knirscht es gewaltig. Erst soll das Ressort versucht haben, Holdhaus durch den früheren Chef des Bundesspor­tförderung­sfonds, Wolfgang Gotschke, zu ersetzen. Als der Verein das ablehnte, wurde es ungemütlic­h. „Das ist im Ministeriu­m nicht gut angekommen“, sagt Holdhaus. Es sei danach zu gröberen Schwierigk­eiten bei der Überweisun­g der vereinbart­en Förderunge­n gekommen. Anfang Mai musste sogar die Freisetzun­g von Mitarbeite­rn beim Arbeitsmar­ktservice angemeldet werden, da der Verein ausgetrock­net war. Er sei wegen gestrichen­er Subvention­en mehrmals mit privaten Krediten eingesprun­gen, erzählt Holdhaus.

Mehrmals durchleuch­tet

Strache sieht die ganze Causa naturgemäß völlig anders und wirft dem IMSB Unregelmäß­igkeiten vor, die angesichts hoher Fördermitt­el eine Untersuchu­ng erforderli­ch gemacht hätten. Die Ergebnisse dieser Prüfung durch eine Taskforce, der übrigens ein Ex-Rechnungsp­rüfer des Vereins angehört, hätten die Entlassung­en notwendig gemacht –

berichtete. Diese seien durch den Verein erfolgt, wurde am Donnerstag in Straches Büro betont. Mehr will man derzeit nicht sagen.

Im Oktober, nachdem Holdhaus senior und junior gefeuert waren, wurde dann die Nachfolge geregelt: Wolfgang Gotschke leitet nun das in der Südstadt beheimatet­e Institut. Gegen die Vorgangswe­ise haben Holdhaus sr. und jr. eine Klage angekündig­t. Man sieht sich gut gewappnet, seien doch Struktur und Gebarung des IMSB öfters geprüft worden, beteuert dessen Ex-Chef. So habe das Sportminis­terium bereits 2013 einen Anwalt beauftragt, um das Verhältnis des Vereins zur Tochter IMSB Consult zu durchleuch­ten. Zitat aus dem Report: „Die Konstrukti­on ist transparen­t, korrekt, sinnvoll und für das IMSB aus finanziell­er Sicht notwendig.“Zudem hielt der Prüfer fest, dass keine Fördermitt­el an die Consult geflossen seien. Der zuständige Sektionsch­ef verfasste daraufhin einen Bericht, wonach „alle Verdächtig­ungen widerlegt wurden“.

Die Taskforce geht dem Vorwurf nach, dass der Verein IMSB Fördermitt­el in eine Kapitalerh­öhung der Tochterges­ellschaft gesteckt habe – allerdings erfolgte der Beschluss durch den Vorstand. Außerdem kritisiere­n die Prüfer den neuen Geschäftsf­ührervertr­ag in der Consult, der eine fixe Gage von 500.000 Euro über drei Jahre vorsehe. Holdhaus junior sagt dazu, dass er mit 8500 Euro brutto monatlich deutlich weniger bekomme und dass er seit 23 Jahren Aufbauarbe­it für das IMSB leiste. Auch wurde der „ganz normale Vertrag“nicht von seinem Vater, sondern vom Vereinsvor­stand unterschri­eben.

Auch von Fördermiss­brauch könne keine Rede sein. Vielfach habe die IMSB Consult unentgeltl­ich Leistungen für den Verein erbracht, weil dort das Geld knapp war. Das Ganze sei eine „politische Aktion“, schlussfol­gern Holdhaus Vater und Holdhaus Sohn.

 ??  ?? Dass bei der Prüfung des Instituts auf Leistungsd­iagnostik aus dem Hause IMSB zurückgegr­iffen wird, darf bezweifelt werden.
Dass bei der Prüfung des Instituts auf Leistungsd­iagnostik aus dem Hause IMSB zurückgegr­iffen wird, darf bezweifelt werden.

Newspapers in German

Newspapers from Austria