Der Standard

So geht Opposition

- Conrad Seidl

Parlaments­tag mit einem Bündel an Themen, von denen die meisten nur politische Feinspitze interessie­ren: grüner Bericht über die landwirtsc­haftliche Entwicklun­g, ein paar sozialrech­tliche Beschlüsse.

Mittendrin eine demokratie­politische Besonderhe­it: Die Regierungs­parteien wollen die Sozialmini­sterin ermächtige­n, Teile der Sozialvers­icherungsr­eform administra­tiv umzusetzen, ehe die eigentlich­en Gesetzesbe­stimmungen dazu beschlosse­n sind. Die SPÖ wittert einen Skandal, ihr stellvertr­etender Klubchef Jörg Leichtfrie­d fühlt sich an die Dreißigerj­ahre erinnert. Aber so grundsätzl­ich wichtig die Problemati­k ist, die Frage danach verhallt weitgehend ungehört. Auch sie ist ein Thema für Feinspitze.

Derweil zeigen die Neos, wie man Opposition­spolitik macht. Sie haben sich in die neben der Nationalra­tssitzung laufende Debatte um ein mögliches Kopftuchve­rbot eingebrach­t und dem Hohen Haus einen Entschließ­ungsantrag vorgelegt, der weit über die Pläne der Koalition hinausgeht: Sie wollen nicht nur Volksschül­erinnen, sondern allen Schülerinn­en bis zum 14. Lebensjahr das Tragen des umstritten­en Stoffstück­s untersagen. Das ist eine Forderung, die jedenfalls für Aufsehen sorgt und vor allem bei FPÖAnhänge­rn Anklang finden sollte. Verpackt ist diese Forderung in ein Paket, das den Freiheitli­chen weniger schmecken dürfte, weil es viele, viele Integratio­nsforderun­gen enthält. Und damit Themen setzt, was der SPÖ misslingt.

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