Der Standard

Zeit zum Aufwachen

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Bis zur Kenntlichk­eit entstellt. Der Schriftste­ller Doron Rabinovici und der Journalist Florian Klenk haben europäisch­e Nationalpo­pulisten einfach reden lassen. Viktor Orbán, Matteo Salvini, Herbert Kickl, Jaroslaw Kaczyński, Heinz-Christian Strache, Norbert Hofer, Miloš Zeman. Daraus ist ein Büchlein geworden (Alles kann passieren!) und eine Lesung durch vier Burgschaus­pielerinne­n im Akademieth­eater. Was die Herren wollen – ein autoritäre­s System, das sich „Demokratie“nennt –, ist inzwischen weitgehend bekannt. Dennoch sorgt die geballte Macht der Texte für tiefes Unbehagen. Dass sie alle entweder staatliche Spitzenpos­itionen innehaben, auch als Ministerpr­äsident (Orbán) oder gar als Präsident (Zeman), bzw. die wahren starken Männer in ihrem Land sind (Salvini, Kaczyński), weiß man auch irgendwie. Dennoch beunruhigt die plötzliche Realisatio­n, dass es schon so viele sind. Wir würden uns noch wundern, was alles gehen werde, hat uns der eine davon im Präsidente­nwahlkampf prophezeit/gedroht. Das ist die gemeinsame Aussage all dieser Texte.

Die Textsammlu­ng ist allerdings unvollstän­dig. Es fehlen Herren wie Recep Tayyip Erdogan, Donald Trump und Wladimir Putin. Und die bringen ja wirklich noch mehr Kampfgewic­ht mit. Es wird nicht gut sein für den Schlaf der Demokraten, sich all das geballt zu Gemüte zu führen. Aber es ist ohnehin Zeit, dass die Demokraten aufwachen.

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