Mitteilungen mosernder Männer
Selbst wollte keiner von ihnen den Job machen. Gute Ratschläge, wie es Pamela Rendi-Wagner anlegen solle, erteilen sie jedoch mit großer Bereitwilligkeit: Die roten Alphamänner zeigen, wie auch bei der SPÖ mit zweierlei Maß gemessen wird, wenn eine Frau eine Führungsposition übernimmt.
Knapp vor dem Parteitag ließ Hans Peter Doskozil die Welt wieder wissen, er lege „für niemanden mehr die Hand ins Feuer“. Die Frage hätte er auch anders beantworten können. Sie lautete, ob RendiWagner auch als Nummer eins für die Nationalratswahl fix sei.
Dabei war der Burgenländer seit dem Amtsantritt der Neuen vergleichsweise handzahm, die Landesgruppe hatte sich sogar als Erste für Rendi-Wagner an der Spitze ausgesprochen. Das Mansplaining übernahm zunächst Michael Ludwig. Der Wiener Bürgermeister sorgte sich öffentlich über die „sehr starke persönliche Belastung“, die Partei- und Klubvorsitz für Rendi- Wagner mit sich bringe. In Zukunft sollte sich die Partei solche Weisheiten ersparen, findet Gabriele Heinisch-Hosek, Chefin der SPÖ-Frauen.
Und weil sie fix damit rechnet, dass Rendi-Wagner beim Parteitag ein außerordentlich gutes Wahlergebnis (nähere Definition offen) einfahren wird, sei ihr die Gefolgschaft – auch die der mosernden Männer – künftig sowieso sicher.
Für Josef Cap, langjähriger Klubchef der Roten und Vertrauter Ludwigs, ging es bei den kritischen Wortspenden ohnehin nur um das Signal „Uns übergeht man nicht“. Der Abgang Kerns habe einiges an Frust provoziert, der wollte deponiert werden. Jetzt ist er sich sicher, dass der „politische Selbsterhaltungstrieb“zur inneren Einigkeit zwinge.
Aber auch SPÖler sind nur Menschen. Und da kann es selbst unter Wohlgesinnten, und als solcher gilt Kärntens Landeshauptmann Peter Kaiser, vorkommen, dass man einmal Dampf in Richtung neuer Par- teispitze ablässt. Zur Erinnerung: Sein Sohn Luca war auf der EU-Wahlliste auf den aussichtslosen neunten Platz gereiht worden – weshalb der Papa drohte, aus dem Bundesparteivorstand auszuscheiden. Nach einer Aussprache scheint alles wieder gegessen. Starthilfe sieht anders aus.
Anderes Bundesland, anderes Problem. Knapp vor dem Parteitag machte auch noch der Tiroler Georg Dornauer der Chefin das Leben schwer. Eben erst zum Chef der Landesgruppe aufgestiegen, ließ sich der 35-Jährige in einer Landtagssitzung zu tiefem Sexismus herab: „Ich will mir die Landesrätin nicht in der Horizontalen vorstellen“, richtete Dornauer der bettlägerigen Grünen Gabriele Fischer aus. Später versuchte er es mit einer Rechtfertigung.
Da war Frauenchefin HeinischHosek bereits mit einer Rücktrittsaufforderung ausgerückt, RendiWagner hatte den Zugang in die Bundesgremien versperrt. Ein erstes feministisches Flügelspiel.