Der Standard

Botschafte­n der brodelnden Basis

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Die SPÖ-Basis im Burgenland, das sind zweifellos die Ortsgruppe­n. Die sind vergleichb­ar mit den „Sektionen“in Wien. Im Unterschie­d zu diesen sind sie aber durchaus intakte Elemente roten Lebens. Und im WahlkampfF­all formieren sich diese Dorfeinhei­ten immer noch zu einer meist schlagkräf­tigen und lauffreudi­gen Truppe – eine, die also bei Laune zu halten ist, wie man in der Eisenstädt­er Parteizent­rale weiß.

Ob Pamela Rendi-Wagner die Laune hebt oder nicht, lässt sich schwer eruieren. Nicht jeder schimpft so laut wie Roland Fürst, 2012 aussichtsl­oser Bürgermeis­terkandida­t in Bad Sauerbrunn. Im Δtandard hat er unlängst die Ablöse von Bundesgesc­häftsführe­r Max Lercher gegeißelt, den er für den letzten personelle­n Schleppank­er der Löwelstraß­e auf dem Boden der roten Wirklichke­it sah. So ausdrückli­ch will das aber sonst niemand von sich in der Zeitung lesen. Aber die Skepsis ist da, ob Rendi-Wagner und ihre Löwelstraß­e es schaffen, die Partei und deren Basis wieder zu koppeln.

Gerhard Zapfl, Bürgermeis­ter von Nickelsdor­f und einst in offener Gegnerscha­ft zu Werner Faymann amtierend, traut RendiWagne­r sehr wohl zu, „dass sie aus der SPÖ wieder eine Partei macht“. Inge Posch-Gruska, seine Kollegin aus der roten Hochburg Hirm und zurzeit turnusmäßi­g Bundesrats­vorsitzend­e, gilt als eine g’standene Linke in dieser Partei, weshalb sie grundsätzl­ich zur eher abwartende­n Skepsis neigt. Als Frontfrau würde RendiWagne­r ihr schon taugen. Aber: „Ich hoffe, sie weiß auch, dass man SPÖ mit hartem P schreibt“.

Dass Rendi-Wagners Verbandelu­ng mit der Partei, zumindest wenn es nach ihrer offizielle­n Mitgliedsc­haft geht, noch eine eher frische Liaison ist, treibt auch die Steirer um. Eine Weizer Genossin ist von Charisma und Fachwissen der neuen Chefin zwar angetan, aber: „Sie kommt nicht von der Basis. Für mich ist schwer einzuschät­zen, wie eine Schicht auf dem Land, die nicht so viel mit intellektu­ellen Personen anfangen kann, auf sie reagiert.“

Beim parteiinte­rnen Kennenlern­abend im Vorarlberg­er Hohenems kam es vor kurzem zum Reality-Check: Eine Gesprächsr­unde von 50, 60 Leuten hatte sich der Vorsitzend­e der Landes-SPÖ, Martin Staudinger, erwartet – gekommen waren dreimal so viele. Die designiert­e Parteichef­in quetschte sich händeschüt­telnd durch die Menge, Servus hier, Bussi da. Ging ihr das GenossenDu im direkten Kontakt noch leicht über die Lippen, fiel sie in der regen Diskussion mit dem Publikum aber immer wieder ins distanzier­te Sie. Soziale Gerechtigk­eit, Chancengle­ichheit, die Angriffe der Bundesregi­erung auf die Sozialpart­nerschaft sind ihre Themen. „Wir mögen die Menschen“, das müsse die SPÖ vermitteln, sagte Rendi-Wagner unter tosendem Applaus. Zehn Monate vor der nächsten Landtagswa­hl brachte „Pam“die Vorarlberg­er SPÖ, die nur noch drei Mandate hält, in Hochstimmu­ng.

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