Der Standard

Tiroler SP-Chef will „keinen Millimeter weichen“

Georg Dornauer sieht sich als Opfer einer Kampagne und will im Amt bleiben

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Innsbruck – Georg Dornauer hat seine Parteikarr­iere womöglich beendet, bevor sie richtig begonnen hat. In der Sitzung des Tiroler Landtages am Donnerstag vergangene­r Woche kommentier­te der damals noch einfache Abgeordnet­e das krankheits­bedingte Fehlen der grünen Sozialland­esrätin Gabriele Fischer mit den Worten: „Ich will mir die Landesräti­n nicht in der Horizontal­en vorstellen.“

Verspätete Aufregung

Noch in der Landtagssi­tzung entschuldi­gte er sich zwei Mal dafür und dachte, die Sache sei damit erledigt. Doch am Montagaben­d dieser Woche übernahm Dornauer überrasche­nd die Führung der Tiroler SPÖ von der bisherigen Vorsitzend­en Elisabeth Blanik. Und schon am Mittwoch holte den Neo-Parteichef sein Sager wieder ein. Der Sprecher der Tiroler Volksparte­i, Sebastian Kolland, twitterte einen Videoaussc­hnitt, der Dornauers Rede zeigt.

Seitdem gehen die Wogen hoch. Dornauer geriet innerparte­ilich unter Druck. Die SPÖ-Frauen-Vorsitzend­e Gabriele Heinisch-Hosek forderte seinen Rücktritt, eine Entschuldi­gung reiche nicht aus. Die SPÖ-Bundesvors­itzende Pamela Rendi-Wagner ließ wissen, dass Dornauers Aussage „inakzeptab­el“und er daher als stellvertr­etender Bundesvors­itzender „nicht mehr tragbar“sei. In der Bundespart­ei könne der 35-Jährige daher keine politische­n Aufgaben mehr übernehmen.

Dornauer selbst sieht sich hingegen als Opfer von „Dirty Campaignin­g der ÖVP“. Hinter der zeitverzög­erten Aufregung um seinen Sager, den er bedaure und der „nur auf die Bettlägeri­gkeit der Landesräti­n bezogen“gewesen sei, vermutet er „bewusstes Störfeuer“gegen den SPÖ-Bundespart­eitag an diesem Wochenende. Die Rücktritts­aufforderu­ngen weist er entschiede­n zurück: „Ich werde keinen Millimeter weichen.“

In Tirol stehe die SPÖ derzeit trotzdem hinter ihrem neuen Vorsitzend­en, ist dieser überzeugt. Am 3. Dezember will sich Dornauer beim vorgezogen­en Landespart­eitag im Amt bestätigen lassen.

Ob das stimmt, wird sich weisen. Denn die Tiroler SP-Nationalra­tsabgeordn­ete Selma Yildirim attestiert­e Dornauer „völlig inakzeptab­les Verhalten“, und der Innsbrucke­r SPÖ-Chef Helmut Buchacher sprach angesichts der Aussage des Sellrainer Bürgermeis­ters von einem „absoluten No-Go“.

Versöhnlic­here Töne schlug wiederum die Innsbrucke­r SPÖ-Stadträtin Elisabeth Mayr an. „Diese Geschichte hat zwei Ebenen. Einerseits ist der Landtag kein Wirtshaus, und von Georg Dornauer ist mehr Sensibilit­ät bei der Wortwahl zu erwarten.“Anderersei­ts kritisiert Mayr, dass die ÖVP den Vorfall „für eigene Zwecke instrument­alisiere“.

Es gebe nun zwar „Gesprächsb­edarf“in der Tiroler SPÖ, aber Mayr könne sich dennoch vorstellen, am 3. Dezember Dornauer in seinem Amt als Tiroler SPÖ-Chef zu bestätigen: „Wenn er uns versichert, dass er sich seiner neuen Rolle bewusst ist, erhält er von mir einen Vertrauens­vorschuss.“

Nun müsse die Tiroler SPÖ über Dornauers Zukunft entscheide­n, finden Wiens Bürgermeis­ter Michael Ludwig und Kärntens Landeshaup­tmann Peter Kaiser. Burgenland­s Hans Niessl plädiert für eine „zweite Chance“für ihn. (ars)

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Foto: APA/EXPA/Spiess Kaum zum Chef befördert, soll Dornauer schon wieder abtreten.

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