Schimpfen in 15 Sprachen
Suspendierungen sind ungewöhnlich, die letzte Maßnahme. Anfang des Schuljahres ist etwas Gröberes passiert, eine Schlägerei, bei der ein Schüler einer anderen Schule ins Spital musste, da wurden drei unserer Schüler suspendiert. Man fragt sich dann, ob es wirklich besser ist, wenn man das Kind nach Hause schickt.
Ich denke, zu Gewalt kommt es meist aus zwei Gründen: sprachliche Unsicherheit – wenn man in einer Sprache beschimpft wird, die man nicht versteht, fliegt die Faust schneller, als man nachdenkt – und niedriges Selbstbewusstsein. Die sagen sich: ‚Ich bin so dumm, ich kann das nicht‘, und dann hauen sie alles weg. Da ist ein hohes Frustrationslevel.
Solange meine Kinder bei mir sind, versuche ich, so viele Maßnahmen wie möglich zu ergreifen. Ich empfehle die Nachhilfe, die offene Nachmittagsschule, versuche, alles abzuklappern, was geht. Den Lehrstoff bekommt man zwar niemals durch, aber das halte ich nicht für so wichtig. Was ich mache, ist viel Sozialarbeit. Und ich mag die Diversität bei uns. Wenn wir einen kulturellen Tag machen, bringt jeder etwas zu essen mit, dann sieht man diesen Tisch und sagt: ‚Wow, 15 Nationalitäten.‘ Man beginnt, das Positive zu sehen, anstatt sich darauf zu stürzen, ob sie alle Satzglieder richtig bestimmen können. Und schimpfen können sie auch in 15 Sprachen.