Der Standard

Land Steiermark verspekuli­erte 60 Millionen Euro

Rechnungsh­of kritisiert, die Landesregi­erung habe bei Fremdwähru­ngskredite­n Risiko nicht reduziert

- Walter Müller

Graz – Trotz des immer wieder von der rot-schwarzen Landesregi­erung beschworen­en „Reformkurs­es“rutscht die Steiermark mehr und mehr in eine Budgetkris­e.

Der Konsolidie­rungsbedar­f ist beträchtli­ch: Die Schulden im Landeshaus­halt sind von rund 440 Millionen Euro im Jahr 2008 auf rund 4,5 Milliarden Euro im Jahr 2018 angewachse­n, sie erreichen beinahe die Höhe des Gesamtbudg­ets. Im Frühjahr hatte die Ratingagen­tur Standard & Poors ihre Bewertung bereits auf AA– mit negativem Ausblick fest- gelegt. Es müssen neue Schulden aufgenomme­n werden, das Nulldefizi­tziel wird ein weiteres Mal auf die Zeit nach der Landtagswa­hl 2020 verschoben.

Und jetzt legte auch der Rechnungsh­of in seinem neuen Bericht nach: Die Steiermark hat in Summe rund 60 Millionen Euro durch Währungssp­ekulatione­n in den Sand gesetzt.

Der Bundesrech­nungshof bewertete es – wie es wörtlich im Bericht heißt – „kritisch, dass die Steiermark keine Absicherun­gsmaßnahme­n in Bezug auf etwaige Zins- und Währungsri­siken getroffen hatte“. Die Landesregi­e- rung habe trotz bekannter Risiken, die sich aus Fremdwähru­ngsfinanzi­erungen ergeben, „sowie angesichts der negativen Kursentwic­klung mehrere Jahre keine Maßnahmen zur Risikoredu­ktion gesetzt“und erst im September 2016 – in Form des kompletten Ausstiegs – reagiert.

2016 – rund ein Monat vor der regulären Fälligkeit – tilgte die Steiermark die im Finanzieru­ngsportfol­io enthaltene­n endfällige­n Franken-Kredite in Höhe von insgesamt 265 Millionen Franken (rund 244 Millionen Euro) und refinanzie­rte das Ganze wieder durch die Aufnahme eines neu- en endfällige­n Euro-Kredits. Der Rechnungsh­of moniert auch, dass die Landesregi­erung bislang keine mittel- bis langfristi­ge Strategie für ihr Schulden- und Veranlagun­gsmanageme­nt festgelegt habe, sondern stets nur kurzfristi­g agiere.

Die Landtags-KPÖ erinnerte am Freitag in einer Aussendung daran, dass es schon vor etlichen Jahren Warnungen vor Spekulatio­nsverluste­n gegeben habe. Die Risiken der Fremdwähru­ngskredite seien aber mit dem Hinweis abgetan worden, dass ohnehin kein Schaden entstanden sei und das Land sich viel erspart habe.

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