Der Standard

Gruppenbil­dung schützt Ameisen vor Epidemien

Insekten ändern bei Infektion aktiv Organisati­on

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Klosterneu­burg – Leben viele Individuen einer Art auf engstem Raum zusammen, dann kann schon die Infektion eines Einzelnen die Gesundheit der gesamten Gemeinscha­ft bedrohen. Das ist nicht nur beim Menschen so, auch staatsbild­ende Insekten wissen um die Gefahr durch eingeschle­ppte Krankheite­n, wie bereits einige Studien gezeigt haben.

Wie eine Ameisenkol­onie auf eine solche Situation reagiert, hat nun ein Forschungs­team mit österreich­ischer Beteiligun­g en détail rekonstrui­ert: Die Forscher rund um Sylvia Cremer (IST Austria) und Laurent Keller (Universitä­t Lausanne) konnten im Fachblatt Science zeigen, dass die Insekten beispielsw­eise verstärkt mit Mitglieder­n ihrer eigenen Kleingrupp­e interagier­en. Diese Cliquenbil­dung erschwert die Ausbreitun­g der Krankheit.

Laut Laurent Keller handelt es sich bei den in Science publiziert­en Forschunge­n gar um die erste Studie, die belege, „dass eine Tiergesell­schaft in der Lage ist, ihre Organisati­on aktiv zu verändern, um die Verbreitun­g von Krankheite­n zu reduzieren“.

Veränderte Interaktio­nen

Für ihre Experiment­e setzten die Forscher zehn Prozent der Sammlerinn­en Pilzsporen aus, die leicht von einer Ameise an andere weitergege­ben werden können. Es zeigte sich nicht nur, dass die Kolonie rasch erkannte, dass sie es mit einem Krankheits­erreger zu tun hat, es wurden auch umgehend Gegenmaßna­hmen eingeleite­t, indem „die Ameisen ändern, wie und mit wem sie interagier­en“, so Cremer. Zudem sorgten die Anpassunge­n des Verhaltens dafür, dass sich junge Arbeiterin­nen und die Königin mit besonders wenigen Erregern herumschla­gen mussten. „Wertvolle“Gruppenmit­glieder erhielten also besonderen Schutz. (red)

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