Die Entdeckung der Sinnlosigkeit
Kanadas Ex-Weltmeister Erik Guay trat nach einem Abfahrtstraining spontan vom Skirennlauf zurück
Lake Louise – Ursprünglich wollte Erik Guay noch eine komplette Saison fahren. Statt der Abschiedstournee ist es nun aber zum sofortigen Rücktritt für den kanadischen Skirennläufer gekommen. Den erklärte der 37-jährige Super-G-Weltmeister unter Tränen am Donnerstag am Rande der Weltcuprennen in Lake Louise. „Es macht keinen Sinn mehr, das Risiko einzugehen.“
Guay war im ersten Trainingslauf am Mittwoch nur 69. geworden und verzichtete nach der schweren Verletzung seines Landsmannes Manuel Osborne-Paradis (Waden- und Schienbeinbruch) auf ein weiteres Antreten. „Nach dem Sturz von Manny wäre ich am liebsten mit dem Sessellift hinuntergefahren“, sagte der Mann aus Montreal. Der kanadische Skiverband hat innerhalb nur einer Woche schon den dritten Läufer in der noch jungen Saison verloren. Vergangene Woche hatte sich Broderick Thompson beim Training in Nakiska exakt am Jahrestag des
Qtödlichen Unfalls von David Poisson ebendort eine Knieverletzung zugezogen.
Diese Verletzungen sowie die Erkenntnis, nicht mehr um Siege mitfahren zu können, haben Guay nun zum sofortigen Rücktritt bewogen. „Ich merke, dass ich nicht mehr auf dem gewünschten Level bin und die volle Bereitschaft zum Risiko nicht mehr da ist. Ich stehe zum Risiko, wenn es um Podestplätze geht. Aber das ist es nicht mehr.“
Der Vater von vier Mädchen will sich nun einerseits ganz seiner Familie widmen. Aber er möchte auch mit dem kanadischen Verband daran arbeiten, eine erfolgreiche Rennläufergruppe aufzubauen.
Guay hat in seiner Laufbahn zweimal WM-Gold und einmal Silber gewonnen. 2011 wurde er in Garmisch-Partenkirchen Abfahrtsweltmeister, 2017 holte er in St. Moritz Gold im Super-G und hinter dem Schweizer Beat Feuz Silber in der Abfahrt. Im Weltcup triumphierte er fünfmal (dreimal Abfahrt, zweimal Super-G) und holte 25 Podestplätze. In der Saison 2009/10 gewann er die kleine Kristallkugel im Super-G.
Trotz der Tränen geht Guay ohne Wehmut. „Ich verlasse Lake Louise und den Skizirkus mit guten Erinnerungen.“Am Sonntag vor dem Super-G wird er außer Konkurrenz einen Abschiedslauf absolvieren. Die Abfahrt am Samstag „schaue ich mir einfach nur an“. Der Schweizer Feuz gilt als Top-Favorit, das österreichische Team hegt Ambitionen auf Spitzenplätze. Der Norweger Aksel Lund Svindal ist mit insgesamt acht Siegen der Platzhirsch von Lake Louise. (APA, red)