Der Standard

Raritäten der Wiener Werkstätte

Kreiert von Joseph Hoffmann für Gönner und Pioniere

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Wien – Eine Erneuerung des Kunstgewer­bes und handwerkli­che Verarbeitu­ng auf höchstem Niveau, das waren die Ziele der von Josef Hoffmann, Koloman Moser und Fritz Wärndorfer gegründete­n Wiener Werkstätte (WW). Seit der ersten Jugendstil­Auktion vor 25 Jahren sind Sammlerobj­ekte der WW fester Bestandtei­l im „Kinsky“-Angebot. Repräsenta­tiv dafür steht das aktuelle Sortiment mit geläufigen Gebrauchsg­egenstände­n und Raritäten, die nach Entwürfen von Josef Hoffmann gefertigt wurden.

Dazu gehören Körbe aus perforiert­em, weiß lackiertem Eisenblech (1909/10) oder auch elegante Flaschenst­oppel aus Silber, die sich in der Vergangenh­eit schon als unverwüstl­ich erwiesen. Etwa im Falle eines Stoppels aus dem Besitz von Eugenie und Bankier Otto Primavesi, der nach Wärndorfer 1915 die Leitung der WW übernahm. 1913/14 hatte sich die Familie Primavesi im mährischen Winkelsdor­f ein Landhaus nach Plänen von Josef Hoffmann erbauen lassen. Ein Refugium, das für seine Künstlerfe­ste berühmt war, jedoch im Jänner 1922 bei einem Brand vernichtet wurde. In den Tagen danach durchsucht­e Eugenie die Asche und fand einige der silbernen WW-Flaschenve­rschlüsse unversehrt. Daran erinnert heute noch die Gravur „Winkelsdor­f, 27.I.1922“.

Eine Widmung spielt indes bei der laut WW-Archivalie­n nur ein einziges Mal gefertigte­n Kaminuhr (siehe Abb.) eine Schlüsselr­olle: „Der Frau Yella Hertzka – Pionierin im Kaasgraben“ist am Sockel zu lesen, ein Verweis auf die „Villenkolo­nie der Wiener Werkstätte“in Döbling und das Wirken einer für Wien, die nationale und internatio­nale Frauenbewe­gung bedeutende­n Vorkämpfer­in.

Yella war die Ehefrau von Emil Hertzka, seines Zeichens Direktor des Musikverla­ges Universal Edition, der Künstler wie Arnold Schönberg oder Béla Bartók vertrat.

Im Jahr 1912 ließ das Ehepaar auf ihrer großen Liegenscha­ft acht von Josef Hoffmann entworfene Villen errichten. Eine davon bezogen sie selbst, die anderen wurden 1913 verkauft: an den Generalsek­retär des Konzerthau­ses Hugo Botstiber, den Komponiste­n Egon Wellesz und andere „dankbare Familien“, die ihre Namen auf diesem Geschenk verewigen ließen. (kron)

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