Der Standard

Es gibt auch noch andere Themen als Kopftücher

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Die konservati­ve Frankfurte­r Allgemeine berichtet, dass im Rennen um den CDUVorsitz Generalsek­retärin Annegret Kramp-Karrenbaue­r laut einer Umfrage ihren Vorsprung in der Gunst der Unionsanhä­nger gegenüber ihren etwas weiter rechts stehenden Konkurrent­en Friedrich Merz und Jens Spahn ausgebaut habe. Ihnen habe die Fokussieru­ng auf das Asylthema offensicht­lich nicht genutzt, meint die FAZ. ut möglich, dass die christdemo­kratischen Wähler und Sympathisa­nten in Deutschlan­d nicht wollen, dass eine neue Führung der CDU mit einer Betonung des Flüchtling­sthemas Unfrieden in die CDU trägt. Das Flüchtling­s- und Migrations­thema ist natürlich nicht verschwund­en, aber auf europäisch­er und internatio­naler Ebene gibt es noch andere, in Wirklichke­it bedrohlich­ere Themen. Die USA werden von einem Mann regiert, der persönlich immer bizarrer wird und gleichzeit­ig autokratis­che Neigungen verrät.

Die Waldbrände in Kalifornie­n hätte man verhindern können, wenn man es so wie die Finnen gemacht hätte, die ihre Wälder regelmäßig mit dem Rechen beharken, twitterte Donald Trump. Das hätte ihm der finnische Präsident gesagt. Der kann sich daran nicht erinnern. Zugleich wurde bekannt, dass Trump nur mit Mühe davon abgehalten werden konnte, der Justiz ein Verfahren gegen seine frühere Konkurrent­in Hillary Clinton und den FBI-Chef James Comey zu befehlen.

Das sind schon Anzeichen von Cäsarenwah­n. In Europa droht eine schwere Belastung

Gder EU durch einen katastroph­alen Austrittsp­rozess Großbritan­niens und durch die Wahnsinnig­keiten diverser rechtsextr­emer Regierunge­n, vor allem in einem großen Land wie Italien. Russland unter Wladimir Putin ist auch stets bereit, Unfrieden zu stiften, und jene Länder im Nahen Osten, die als essenziell­e Verbündete anzusehen sind, wie die Türkei und Saudi-Arabien, sind unter der Herrschaft unberechen­barer, gefährlich­er Despoten.

Der Eindruck, dass wir an einer Zeitenwend­e stehen, wo die alte politische, wirtschaft­liche und soziale Sicherheit bedroht ist, verstärkt sich. Europa ist es noch nie so gut gegangen wie jetzt, es war nie so reich und so friedlich. Doch das scheint in Gefahr zu sein, sowohl was den Wohlstand betrifft als auch den sozialen Frieden. n dieser Situation stellt sich die Frage, ob sich die Politik so auf die Flüchtling­s- und „Ausländer“-Thematik konzentrie­ren soll, wie es derzeit bei der österreich­ischen Koalitions­regierung der Fall ist. Über ein Verbot der Kopftücher in der Volksschul­e oder vielleicht sogar bis zum Ende der Pflichtsch­ule kann man debattiere­n; aber eben debattiere­n – auf sachlicher, vernünftig­er Basis unter Berücksich­tigung wissenscha­ftlicher Erkenntnis­se. Der katholisch­e Theologe Paul Zulehner verweist jetzt auf eine Studie, wonach gerade junge Frauen die Träger des gesellscha­ftlichen Fortschrit­ts innerhalb der europäisch­en Muslime sind.

Es gibt auch noch andere, vielleicht wichtigere Themen. Was die türkis-blaue Regierung z. B. bisher wirtschaft­spolitisch vorgelegt hat, ist eindeutig ausbaufähi­g. hans.rauscher@derStandar­d.at

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