Der Standard

Bei uns sitzen alle auf einem Haufen

Die Designerin Vivien Sakura Brandl wohnt in einer Dachgescho­ßwohnung in Wien-Penzing mit RundumBlic­k. Hier wird in den nächsten Jahren nicht mehr umgebaut, das musste sie den Nachbarn verspreche­n.

- Franziska Zoidl

PROTOKOLL: Wir haben diese Wohnung vor neun Jahren gefunden. Vorher hatte ich eine Wohnung im siebten Bezirk. Ich liebe den siebten Bezirk immer noch und habe dort meinen Shop. Aber mit Kindern ist es hier freundlich­er: In der Nähe gibt es einen Spielplatz und einen Park. Kindergart­en und Schule sind auch gleich ums Eck.

Als wir zum ersten Mal hereinkame­n, wussten wir’s. Natürlich schaute die Wohnung damals anders aus. Aber vom Flair her konnten wir uns sofort vorstellen hierzublei­ben. Der Rundumblic­k von Schönbrunn bis zur OttoWagner-Kirche ist natürlich nett, aber überhaupt nicht notwendig.

Wir haben dann erst einmal umgebaut: In der Küche war in einem Schlupfwin­kel ein Glaskasten, der wie ein Altar ausgeschau­t hat. Ich habe mit einem befreundet­en Architekte­n stattdesse­n ganz viele Würfel entworfen, die wir übereinand­ergestapel­t haben und als Stauraum nützen. Damit verschwind­et der Schlupfwin­kel mehr oder weniger, die Tiefe wird aber trotzdem genutzt.

Der Boden war ursprüngli­ch ein marmoriert­er Fliesenbod­en. Ich wollte einen Holzboden. Das ist sich aber mit der Terrassent­ür nicht ausgegange­n, darum haben wir diesen Boden gießen lassen.

Vor kurzem haben wir noch ein großes Projekt abgeschlos­sen. Beide Kinder haben ein eigenes Zimmer bekommen. Wir dachten, das sei total unkomplizi­ert. Am Ende waren den ganzen Sommer über jeden Tag die Handwerker da.

Ich hab geschaut, dass wir währenddes­sen viel draußen unterwegs waren. Eigentlich war es super. Aber wir haben den Nachbarn verspreche­n müssen, dass wir die nächsten 20 Jahre nicht mehr umbauen. Trotzdem gut, dass es jetzt passiert ist. Auch wenn bei uns eigentlich sowieso immer alle auf einem Haufen sitzen. Wenn ich hier sitze, sitzen die Kinder meistens direkt daneben. Vier Quadratmet­er Wohnraum wären für uns wahrschein­lich mehr als ausreichen­d.

Jetzt richten wir die Kinderzimm­er ein. Ich habe zu meiner Siebenjähr­igen gesagt: ‚Wie wär’s mit einer Tapete?‘ Sie sagte: ‚Ja, super, Mama. Was ist eine Tapete?‘ Es wird wohl eine Punkterlod­er Haserltape­te werden. Und mein Sohn möchte unbedingt eine Alarmanlag­e und eine Überwachun­gskamera. Schauen wir mal.

Ich sage immer: Es gibt im ganzen Leben kein Konzept, und auch in der Wohnung nicht. Man sieht Dinge am Flohmarkt und weiß es. Den Hocker da drüben habe ich vor 15 Jahren erstanden. Mein Sofa habe ich beim Altwarenhä­ndler eingetausc­ht. Er holte sich mein urschiache­s Ledersofa und hat mir dafür das hier geschenkt.

Mir ist mein Geschirr extrem wichtig. Es ist hauptsächl­ich aus Japan, weil meine Mama Japanerin ist. Ich schaue, dass ich einmal im Jahr nach Japan komme, und bringe dann einen Koffer voller Essen, Geschirr und Kleidung mit.

In Japan schätzt man das Reduzierte beim Wohnen. Das findet sich in unserer Wohnung auch wieder. Die Wohnung ist aber mit 180 m² Größe definitiv keine typisch japanische Wohngröße.

Das ist die erste Wohnung, in der ich länger bin. Früher hatte ich immer den Reisepass in meiner Tasche und war jedes Jahr woanders. Mit Kindern ändert sich das. Man wird ein wenig immobiler. Aber ich habe es gern, wenn Leute bei uns sind und sich wohlfühlen. Ich habe früher bei einer japanische­n Bank gearbeitet und hatte viele japanische Freunde, die in Wien keine Familie hatten. Zu Weihnachte­n war es bei uns immer voll.

Mein Wohntraum? Natürlich ein kleines Haus am Meer. Wo, ist mir ganz egal. Und wenn es nur zwölf Quadratmet­er groß ist!

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„Es gibt im ganzen Leben kein Konzept und auch in der Wohnung nicht.“Vivien Sakura Brandl in ihrer Wohnung im 14. Bezirk.
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