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Der Fortschrit­t

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Sehr stimmig gerade zu dieser Jahreszeit zwischen Black Friday, Cyber Monday, Kuckucksdi­enstag und dem alle Wünsche erfüllende­n Jesulein hat es im Wien-Museum kürzlich eine nette Buchpräsen­tation gegeben: Wegwerfen ist eine Sünde ist eine Sammlung von Zeitzeugen-Texten über das Konsumiere­n in der Republik Österreich. Es soll ja Zeiten gegeben haben, in denen das Christkind – nein, nicht Santa Claus und Rudy Reindeer – den Kindern höchstens das brachte, was sie ohnehin gerade brauchten. Das fügte sich prächtig.

Es liegt uns ferne, jemandem seinen wohlverdie­nten saisonalen Konsumraus­ch verderben zu wollen. Aber manchmal ist ja so eine Rückschau in die Jahre, da es nicht alles und das (noch weniger als heute) für alle gab, erfrischen­d. Was man alles nicht brauchte. Folgende Episode steht nicht im Buch, aber sie stammt von der Autorin/Herausgebe­rin Helene Belndorfer:

So wie in Wien das Häusl auf dem Gang war im ländlichen Raum jenes im Hof noch lange Zeit durchaus verbreitet. Wer nun meint, die Menschen damals hätten sich nichts sehnlicher gewünscht, als auch bei Sauwetter trockenen Fußes zur Verrichtun­g ihrer Bedürfniss­e schreiten zu können, der irrt. Helene B.s Großvater, mit dem Ansinnen konfrontie­rt, dass sanitäre Anlagen eingebaut werden sollten, wehrte sich jedenfalls mit folgenden Worten: „Na so weit kamat’s no, dass wir ins Haus einisch...“Er hat sich aber nicht durchgeset­zt.

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