Die Post ist wieder auf der Suche nach einem Bankpartner
Aus der Kooperation der gelben Post mit Fintech wird nichts. Zu unterschiedlich die Aussicht auf Art und Umfang des Geschäfts. Nun sitzt die Post auf 1.225.761 Fintech-Aktien, deren Kurs massiv eingebrochen ist.
Wien – Die Post AG muss erneut einen Bankpartner suchen. Der teilstaatliche Konzern gab am Dienstag bekannt, dass die geplante Kooperation mit der deutschen Fintech Group, die die jahrelange Partnerschaft mit der Bawag PSK ersetzen sollte, doch nicht stattfinden wird. Gründe wurden keine genannt, in der Branche spricht man von zu hohen Anlaufkosten sowie von Zweifeln, ob der digitale Finanzdienstleister das richtige Angebot für die Postkunden ist, die zumeist in einer analogen Welt leben.
Nun sucht die Post nach Alternativen, um auch nach 2020, wenn die Bawag auszieht, Finanzdienstleistungen in Filialen anzubieten. Heimische Institute hatten zuvor abgewunken. (red)
Sehr nachhaltig war die Kooperation der Österreichischen Post mit der Frankfurter Fintech-Group nicht. Ehe das Joint Venture in die Gänge kam, ist das Abenteuer auch schon wieder vorbei. Mit fünf dürren Zeilen informierte die teilstaatliche gelbe Post ihre Eigentümer und Investoren am Dienstag, dass die am 10. September vereinbarte Zusammenarbeit samt Bank-Joint-Venture mit der auf digitale Finanzdienstleistungen spezialisierten Fintech-Group passé ist. Man nehme „von der Gründung und Kapitalisierung des Joint Ventures zur Erbringung von Finanzdienstleistungen Abstand“, hieß es in einer Aussendung.
Über die Gründe schweigt man sich in der Post aus. Zu unterschiedlich seien Meinungen und Aussichten über Zeitplan, Art und Umfang der Kooperation und Finanzdienstleistungsprodukte gewesen, sagen mit Projekt und Materie vertraute Personen. Beinahe täglich seien neue Nichtgemeinsamkeiten und Reibungspunkte zutage getreten, die ein Ende mit Schrecken nahelegten.
Der Kollateralschaden der keine drei Monate währenden Kooperation wird sich in der Post-Bilanz niederschlagen. Denn die Post sitzt nun auf 1.225.761 Aktien der Fintech-Group, deren Kurs nach Verkündigung der Trennung zeit- weise um neun Prozent einbrach. Die Aktien hatte die Post Anfang Oktober zum Kurs von 28,50 Euro erworben und dafür rund 35 Millionen Euro ausgegeben. „Zur Unterstreichung der nachhaltigen Ausrichtung der Kooperation“beteiligte sich die Post mit knapp sieben Prozent an der FinTech Group AG, deren Aktien an der Frankfurter Börse gehandelt werden.
Zehn Millionen Verlust
Nachhaltig war das Investment nicht, der Buchverlust beläuft sich nach sechs Wochen auf zehn Millionen Euro. Im Rückblick hat sich der für Filialnetz und Bankpartner zuständige Post-Vorstandsdirektor Walter Hitziger den Sitz der Post im Fintech-Aufsichtsrat teuer erkauft.
Dass die als vielversprechend und modern gepriesene Partnerschaft an der fehlenden Bankli- zenz gescheitert sei, stellte die Finanzmarktaufsicht FMA umgehend in Abrede. Die Post-Partner hätten gar nicht erst angesucht um eine letztlich von der Europäischen Zentralbank (EZB) zu erteilenden Konzession.
Genau genommen braucht der smarte Finanzdienstleister gar keine Erlaubnis für Österreich. Denn er verfügt, wie berichtet, über eine deutsche Banklizenz, die im Wege der Dienstleistungsfreiheit in der EU zum Anbieten von Endkundenservices auch in Österreich befähigt. Selbst Filialen könnte die Fintech-Group damit hierzulande betreiben. Allerdings habe die FMA der Post quasi empfohlen, angesichts der langfristigen Partnerschaft und der angestrebten Größenordnung mit hunderten Filialen doch um Erteilung einer Banklizenz anzusuchen. Eingebracht wurde ein sol- cher Antrag laut FMA trotz mehrerer Gespräche aber nie.
Nun muss die Post bei der Suche nach einem Finanzpartner zurück am Start. Leicht wird es mit Sicherheit nicht, die Bawag zu ersetzen. Die Post war, wie berichtet, monatelang auf der Suche und holte sich viele Absagen. Mit der Bawag war die Post seit 1997 verbunden. Die gemeinsamen Geschäfte brachten allein der Post Jahr für Jahr an die hundert Millionen Euro an Provisionen, kompensierten Rückgänge im BriefUmsatz und fetteten das Ergebnis auf. Zuletzt kamen damit allerdings nur mehr rund fünfzig Millionen Euro in die Post-Portkasse.
Wer das Netz aus 433 eigenbetriebenen Post-Filialen und 1351 Post-Partnern künftig nutzen wird, ist offen. Zugriff auf die PSKKunden hat die Post nicht. Ohne Finanzpartner verlieren Postfilialen wohl massiv an Frequenz. Offen ist auch, ob der IT-Kooperationsvertrag mit Fintech für BankIT-Dienstleistungen über zehn Jahre Laufzeit abgerufen wird. Mangels Bawag-Netzwerk wird die Post wohl einen Teil davon brauchen. Der Fintech-Group sollte das mehr als 100 Millionen Euro Umsatz bescheren.
Fix ist nur: Das Aufdröseln des Filialnetzes mit der Bawag geht weiter, Ende 2019 wird die Scheidung vollzogen. (ung)