Der Standard

Kneissl schließt weitere EU- Sanktionen gegen Russland nicht aus

Zuvor müsse allerdings „der Sachverhal­t“geklärt werden – Derzeit stehe es „Aussage gegen Aussage“zwischen Moskau und Kiew

- Birgit Baumann aus Berlin

Am Dienstag steht Außenminis­terin Karin Kneissl in Berlin neben ihrem deutschen Amtskolleg­en Heiko Maas (SPD) und lächelt ein bisschen genervt. Es kommt die Frage, die sie erwartet hat: Ob sie nicht im neuen Konflikt zwischen Russland und der Ukraine auf den russischen Präsidente­n Wladimir Putin einwirken könne, da sie ihn ja offenbar gut kenne. Schließlic­h war er im August zu Gast bei ihrer Hochzeit gewesen und hatte mit ihr getanzt.

Kneissl aber antwortet: „Ich verfüge nicht über die Kontakte, die manche vermuten, dass ich sie hätte.“Aber natürlich hat sie bei ihrem Besuch in der deutschen Hauptstadt mit Maas über das Thema gesprochen. Gefragt, ob sie für die EU weitere Sanktionen gegen Russland in Erwägung ziehe, erklärt die Ministerin: „Die Frage nach weiteren Sanktionen, das wird sich zeigen. Wir haben den nächsten gemeinsame­n Rat im Dezember. Alles hängt von der Sachverhal­tsdarstell­ung ab und vom weiteren Verhalten der beiden Kontrahent­en. Aber das wird zu prüfen sein.“

Zunächst müsse allerdings der Sachverhal­t geklärt werden. Kneissl: „Derzeit steht Aussage gegen Aussage.“Es handle sich aber um eine „Auseinande­rsetzung, die das Potenzial hat, gefährlich­er zu werden“. Später, am Nachmittag, legt Kneissl ihre Sicht noch einmal über die Austria Presse Agentur (APA) dar und betont, dass die Erwägung von Sanktionen gegen Russland vom „genauen Sachverhal­t“abhänge. Dieser müsse aber erst dargelegt werden, dazu gehörte auch die Auswertung von Gesprächsb­ändern. Über die Agenturen war zu diesem Zeitpunkt schon die Meldung „EU erwägt neue Sanktionen gegen Russland“gelaufen.

Seeleute müssen freikommen

Maas erklärte: „Die jüngsten Spannungen zeigen, die Annexion der Krim war nicht nur völkerrech­tswidrig, sie ist auch ein Problem für die Sicherheit für uns alle in Europa.“Seine Forderung: „Russland sollte die festgesetz­ten Schiffe und die Seeleute schnellstm­öglich wieder freigeben. Beide Seiten müssen ihren Beitrag zur Deeskalati­on bringen.“

Das sogenannte „NormandieF­ormat“– eine Kontaktgru­ppe zwischen Russland, Deutschlan­d, Frankreich und der Ukraine – bezeichnet­e er als „nötiger denn je“. Deutschlan­d werde seine Bemühungen verstärken.

Lob gab es von Maas für die österreich­ische EU-Präsidents­chaft. Er sprach von einer „hervorrage­n- den Organisati­on“und „gelungener Ausrichtun­g“. Wien habe viele „Schlüsseld­ossiers für die Zukunft der Union angepackt“. Überhaupt seien die Beziehunge­n zwischen „Österreich und Deutschlan­d außerorden­tlich eng“. Allerdings so Maas: „Wenn man sich so nahe ist, kann man sich auch aneinander reiben.“

Nicht verhehlen könne man, dass es über den UN-Migrations­pakt unterschie­dliche Auffassung­en gebe. „Wir sind nach wie vor überzeugt, dass der Migrations­pakt ein großer Fortschrit­t für die internatio­nale Staatengem­einschaft ist“, so Maas.

Die deutsche Regierung will, im Gegensatz zur österreich­ischen, bei der UN-Versammlun­g im Dezember in Marrakesch den Pakt annehmen. Wien wird nicht dabei sein. Allerdings hat die CDU-Spitze nun auf Druck von Teilen der Basis und Gesundheit­sminister Jens Spahn eine Debatte über den Pakt auf dem Parteitag in Hamburg angesetzt. Dieser findet am 7. und 8. Dezember statt, also kurz vor dem Treffen in Marokko.

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Außenminis­terin Karin Kneissl sprach mit ihrem deutschen Amtskolleg­en Heiko Maas (SPD) über die Krise zwischen Moskau und Kiew.

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