Der Standard

Zwölfstund­entag: Hilfsköchi­n klagt

Streit um Abfertigun­gszahlung

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Wien – Die Geschichte rund um eine Hilfsköchi­n, die einen Zwölfstund­entag in einem Wiener Restaurant nicht akzeptiere­n wollte und deshalb ihren Arbeitspla­tz verloren hat, ist um eine Facette reicher. Die Frau und ihr Arbeitgebe­r haben sich im August auf eine einvernehm­liche Auflösung des Vertrags geeinigt. Dazu wurde sie aber laut Arbeiterka­mmer, die den Fall publik gemacht hat, gedrängt, weil sie Zwölfstund­enschichte­n nicht akzeptiere­n wollte.

Wie am Dienstag bekannt geworden ist, geht die Hilfsköchi­n mit Unterstütz­ung der AK juristisch gegen ihren früheren Arbeitgebe­r vor. Vor Gericht gestritten wird allerdings nicht wegen des Zwölfstund­entags. Laut AK-Präsidenti­n Renate Anderl hat der Arbeitgebe­r der Hilfsköchi­n ihre Abfertigun­g nicht ausbezahlt. Die Abfertigun­g gebührt grundsätzl­ich auch bei einer einvernehm­lichen Vertragsau­flösung, kann aber Gegenstand einer Verabredun­g zwischen Arbeitgebe­r und Arbeitnehm­er sein.

Die 56-jährige Frau stand vor ihrem 20Jahr-Jubiläum, ihr soll die „Abfertigun­g alt“gebührt haben. Der Streitwert liegt laut Anderl bei 6851 Euro. Um welches Restaurant es sich handelt, ist nicht bekannt. Der Fall hat medial viel Beachtung gefunden. Für Kritiker des Zwölfstund­entags ist die Causa ein Beleg dafür, dass es bei Überstunde­n keine Freiwillig­keit für Arbeitnehm­er gibt.

Die AK präsentier­te auch eine Auswertung von Zahlen der Statistik Austria dazu, wie selbstbest­immt Arbeitnehm­er sich ihre Zeit einteilen können. Die Auswertung beruht auf Mikrozensu­s-Daten der Statistik Austria aus dem Jahr 2015, dabei wurden 9400 Personen befragt.

Demnach gaben 58 Prozent der Arbeitnehm­er an, dass sie keinen Einfluss auf Beginn und Ende ihrer Arbeitszei­t haben. 29 Prozent sagten, teilweise mitbestimm­en zu können. 13 Prozent können ihre Dienstzeit­en selbst einteilen. Dabei variieren die Zahlen nach Bildungsgr­ad: Unter Menschen mit Pflichtsch­ulabschlus­s sagen 84 Prozent, dass sie keine Mitsprache haben. Bei Akademiker­n sind das nur 32 Prozent. (szi)

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