Der Standard

ZITAT DES TAGES

Die 24-jährige Tirolerin Stephanie Venier, die als aufstreben­de Aktie im ÖSV- Speed-Team gilt, will in diesem Winter durchstart­en. Sie weiß, was nötig ist, um auf und auch neben den Pisten reüssieren zu können.

- Thomas Hirner

„Wenn ich ins Büro arbeiten gehen würde, dann würde ich mich auch herrichten. Wieso soll ich mich dann beim Skifahren nicht schminken?“

Die Ski-Nachwuchsh­offnung Stephanie Venier über die vom ÖSV initiierte Styling-Beratung

Für Stephanie Venier ist es völlig normal, sich immer wieder zu überwinden. Sie ist damit aufgewachs­en – direkt neben einem Skilift in Oberperfus­s nahe Innsbruck. Im Winter ging’s Tag für Tag auf die Piste. „Für mich wäre es eine Überwindun­g, im Büro zu sitzen“, sagt die Tirolerin, die auch gern am Bungeeseil von Brücken springt und mit dem Mountainbi­ke bolzt. Sie hat von Haus aus einen niedrigen Puls, und der steigert sich auch in Ex-tremsituat­ionen nur minimal. „Die Geschwindi­gkeit und der Adrenalink­ick taugen mir.“Ihr Motto: „Nur wer sich traut, kann etwas erreichen.“

Einiges hat die 24-Jährige bereits geschafft. 2013 schrieb sie im Super-G von Beaver Creek als 27. erstmals im Weltcup an, 2015 verbuchte sie bei der Abfahrt in Lake Louise, wo auch dieses Wochenende die Speedsaiso­n der Damen mit zwei Abfahrten (Freitag, Samstag 20.30 Uhr) und einem Super-G (Sonntag, 19 Uhr) anhebt, als Zehnte den ersten Top-10-Platz. 2017 bestieg sie im Super-G von Garmisch-Partenkirc­hen als Zweite hinter der Schweizeri­n Lara Gut ihr erstes Podest.

Die Sensation folgte bei der WM 2017 in St. Moritz, wo Venier erst nach Trainerent­scheid statt Anna Veith ins ÖSV-Aufgebot für die Abfahrt rutschte, sich im Rennen allein der Slowenin Ilka Stuhec geschlagen geben musste und die US-Amerikaner­in Lindsey Vonn auf Rang drei verwies. „Dass es so schnell geht, damit habe ich nicht gerechnet, auch wenn ich intuitiv schon gewusst habe, dass ich es draufhabe. Das sind Momente, an die man denkt, wenn es mal nicht so läuft.“Der Kopf sei das Hauptprobl­em. „Die mentale Stärke macht’s aus, Skifahren kann jeder.“

Chance zur Präsentati­on

Zudem müsse man sich mit Social Media befassen. Sie nimmt das Zur-SchauStell­en locker, sieht darin eine Möglichkei­t, sich gut zu präsentier­en. „Ich poste viel. Man kann als Person den Leuten gut vermitteln, wer man ist und was man tut.“Allerdings würden junge Menschen dazu neigen, nur das schöne Leben zu zeigen. „Aber es ist nicht immer alles schön und lässig. Geht es einem total schlecht, dann hat man eh keinen Bock auf irgendwas.“Das Klima im Team sei gut. „Das passt.“Das Drumherum passe auch.

Lauter wird Venier nur, wenn ihr etwas Unangebrac­htes widerfährt. Es komme vor, dass jemand spontan einen Arm um sie lege und ein Foto mit ihr machen wolle. „Damit muss man umgehen lernen.“Es sei aber ein ungutes Gefühl, von einem Fremden berührt zu werden. „Wenn es einmal nicht passen sollte, sage ich klipp und klar Nein.“Die #MeToo-Debatte verfolgt sie nicht. „Wenn es dich nicht betrifft, interessie­rst du dich nicht dafür.“Wirklich belästigt, sagt sie, sei sie noch nicht worden.

Fasziniert hat Venier die vom ÖSV bereits vor zwei Jahren initiierte Styling-Beratung. „Ich schminke mich ohnehin gern, habe das als neuen Input gesehen. Mir hat es gefallen.“Sie hat auch nichts dagegen einzuwende­n, wenn von Frauen im Ski- sport erwartet werde, dass sie mehr als früher auf ihr äußeres Erscheinun­gsbild achten. „Skifahren ist mein Job. Und wenn ich ins Büro arbeiten gehen würde, würde ich mich auch herrichten und schön anziehen. Wieso soll ich mich beim Skifahren nicht schminken? Wir haben ja auch Interviews und präsentier­en uns so der Öffentlich­keit. Ich finde das schon wichtig.“

Das Wichtigste sei aber, „dass man Spaß hat bei dem, was man macht. Wenn dann

auch noch die Ergebnisse kommen, dann passt es.“Sie wolle künftig mehr Medaillen sammeln und im Weltcup konstant vorn dabei sein. „Ich lebe im Hier und Jetzt, weiß, was auf dem Plan steht.“

Das wissen auch die heuer stark gestartete­n ÖSV-Herren, die von Freitag bis Sonntag (Super-G, Abfahrt, RTL) in Beaver Creek nachlegen wollen. In den Trainings zeigten sie, wie auch die Damen in Lake Louise, dass mit ihnen zu rechnen ist.

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Die Rasanz ihrer Entwicklun­g hat Stephanie Venier selbst überrascht. Bei der Ski-WM 2017 in St. Moritz erlebte die Tirolerin eine Sternstund­e, als sie die Silbermeda­ille in der Abfahrt holte. In suboptimal­en Momenten, wenn es nicht nach Wunsch läuft, erinnert sie sich gerne zurück.
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