Der Standard

Umstritten­es Gesetz kurz gültig

Türkis-Blau ändert Passus bei Kassenfusi­onsgesetz

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Wien – Für kurze Zeit wird ein höchst umstritten­es, möglicherw­eise sogar verfassung­swidriges Gesetz in Kraft treten. Vergangene Woche haben die türkis-blauen Regierungs­fraktionen im Parlament einen Abänderung­santrag für die geplante Sozialvers­icherungsr­eform eingebrach­t. Dieser sollte Vorbereitu­ngshandlun­gen für die geplante Kassenfusi­on legalisier­en. Allerdings: Das Sozialvers­icherungsg­esetz wird erst im Dezember im Nationalra­t beschlosse­n. Das Pensionsan­passungsge­setz diente als Brücke.

SPÖ und Neos waren erbost. Das Vorhaben sei ein Ermächtigu­ngsgesetz und verfassung­swidrig – zahlreiche Experten gaben ihnen recht. Die Opposition forderte Bundespräs­ident Alexander Van der Bellen auf, das Gesetz nicht zu unterschre­iben.

So weit muss es nun gar nicht kommen, denn der türkise Klubchef August Wöginger und sein blauer Kollege Walter Rosenkranz lenkten am Mittwoch ein. Via Aussendung erklärten sie, dass die Formulieru­ng über die Vorbereitu­ngshandlun­gen missverstä­ndlich sei und eine Klarstellu­ng am Donnerstag im Sozialauss­chuss eingebrach­t werde.

Diese Klarstellu­ng ist nun erfolgt: Acht Seiten Abänderung­santräge wurden eingebrach­t, einer enthält die Bestimmung für Sozialvers­icherungen, dass sie die Zahl der Versichert­en bis zu einem Stichtag dem Ministeriu­m melden müssen. „Die Neufassung ist unproblema­tisch“, sagt NeosSozial­sprecher Gerald Loacker.

Bundesrat soll ablehnen

Doch bevor das abgeändert­e Gesetz im Nationalra­t übernächst­e Woche behandelt wird, kommt der erste, bereits beschlosse­ne Antrag am 6. Dezember in den Bundesrat: Der umstritten­e Passus ist damit für eine Woche gültig. Denn der Bundesrat kann ein Gesetz nur ganz oder gar nicht absegnen.

Deswegen fordert Jörg Leichtfrie­d, stellvertr­etender Klubchef der SPÖ, die Regierungs­parteien auf, den roten Antrag im Bundesrat zu unterstütz­en und das Gesetz zurück in den Nationalra­t zu schicken. Eine Forderung, der sich auch Neos-Verfassung­ssprecher Nikolaus Scherak anschließt.

Für die Liste Jetzt sind auch die neuerliche­n Abänderung­santräge untragbar. Sozialspre­cherin Daniela Holzinger-Vogtenhube­r sieht darin „substanzie­lle Korrekture­n“, die jetzt ohne weitere Begutachtu­ng beschlosse­n werden. Das sei eine Missachtun­g des parlamenta­rischen Prozesses, eine Kritik, der sich SPÖ und Neos anschließe­n. (mte)

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