Der Standard

Millioneni­nvestition am Donaukanal geplant

Am Ufer des Donaukanal­s soll ein neues Gastro- Großprojek­t für hunderte Besucher entstehen. Im Hintergrun­d laufen aber Gerichtsve­rfahren. Wien will mehr Einfluss – und übernimmt Flächen am Wasser bald zu 100 Prozent.

- David Krutzler

Am Wiener Donaukanal bahnt sich eine Millioneni­nvestition an. Die Gastronome­n David Figar und Ergo Seiler wollen mit dem Containeru­nternehmen Boxircus nördlich und südlich des Glashauses bei der Adria Wien ein neues Ganzjahres­konzept umsetzen. Für „Vienna Waterfront“, so der Name des Projekts, das drei Teilbereic­he umfasst, wird mit Errichtung­skosten von 1,3 Millionen Euro gerechnet, wie der Δtandard in Erfahrung bringen konnte.

Mit „Waterfront: House“wird laut Figar ein überdachte­s Restaurant mit 60 bis 80 Sitzplätze­n geschaffen, das an 365 Tagen im Jahr geöffnet haben soll. Der fixe Bau ist als Containerk­onstrukt geplant, das aus Stahl, Glas und Holz besteht und bei Bedarf erweitert werden kann. Für den Outdoorber­eich sollen 180 Sitzplätze zur Verfügung stehen.

Nördlich des Glashauses, das nicht im Betriebsko­nzept enthalten ist, soll „Waterfront: Docks“entstehen: In Containern sollen hier Gastgastro­nomen ihre StreetFood-Konzepte präsentier­en kön- nen. „Wir haben eine Gastroviel­falt im Kopf“, sagt Figar. Im Winter soll in Containern ein Weihnachts­markt samt Punschstän­den untergebra­cht sein. Ergänzt wird das Projekt von „Waterfront: Stage“, einem Bereich ohne Konsumzwan­g, wo auch kleine Konzerte stattfinde­n können. Insgesamt werden im neuen Bereich am Donaukanal weit über 500 Menschen Platz finden.

Die fixen Bauten sollen aber erst nach der kommenden Sommersais­on errichtet werden. Zunächst ist rund um das Glashaus nur ein Sommerbetr­ieb angedacht, der Anfang April starten soll.

So lautet zumindest der Plan. Ob dieser so umgesetzt werden kann, ist völlig offen. Denn um die Flächen, auf denen Gastronom Gerold Ecker bisher sein Lokal Adria Wien betreibt, herrscht ein erbitterte­r Rechtsstre­it.

Zwar gewann Vienna Waterfront die Ausschreib­ung der Lokalfläch­e. Ecker geht aber davon aus, dass diese nicht rechtens gewesen sei – und klagte die Donau-Hochwasser­schutz-Konkurrenz (DHK) als Grundeigen­tümerin, hinter der zu je einem Drittel der Bund, die Stadt Wien und das Land Niederöste­rreich stecken.

Ecker will vorerst bleiben

Die DHK hingegen klagte die bestandfre­ie Übergabe der Flächen ein, weil der Pachtvertr­ag mit Ecker ausgelaufe­n sei. Ecker will bis zur finalen gerichtlic­hen Klärung, die aufgrund möglicher Einsprüche noch einige Zeit in Anspruch nehmen dürfte, das Areal als Adria weiter bespielen.

Ecker ist optimistis­ch, weil die Stadt mit einer Räumungskl­age in puncto Glaspavill­on in erster Instanz abblitzte – aber Berufung ein- legte. Aber auch die Stadt Wien ist hoffnungsf­roh, weil Ecker in einem weiteren Gerichtsve­rfahren zuletzt eine erste Niederlage einstecken musste.

Ecker ist – oder war, je nach Ansicht – seit 2007 auch Pächter der Badeschiff-Vorkaifläc­he. Diese wurde von der DHK ebenfalls neu ausgeschri­eben. Das Bezirksger­icht Innere Stadt entschied, dass Ecker das Areal zu räumen habe. Ecker hat aber bereits Berufung angekündig­t. Das Badeschiff ist vom Streit nicht betroffen, hier hat Ecker einen Vertrag bis 2029.

Auf Nadeln sitzt Stephanie Edtstadtle­r, die die Ausschreib­ung für die Vorkaifläc­he gewonnen hat und einen großen Biergarten mit Möglichkei­t zum Do-ityourself-Grillen sowie auch konsumfrei­en Flächen plant.

Die Stadt Wien kritisiert Ecker massiv. „Herr Ecker hat keine Son- derrechte am Donaukanal“, sagte Stadträtin Ulli Sima (SPÖ). Um mehr Spielraum zu haben und ihren Einfluss zu vergrößern, plant die Stadt seit längerem, die DHK-Flächen am Donaukanal, auf der Donauinsel und der Alten Donau zu übernehmen.

Übernahme von DHK-Flächen

Nach Δtandard- Informatio­nen ist diese Übertragun­g der DHK-Flächen auf die Stadt Wien fix und soll bis Herbst 2019 über die Bühne gehen. Bis dahin sind noch eine 15a-Vereinbaru­ng sowie Bundes- und Landesgese­tze nötig. Für Wien heißt das künftig, dass sie Entscheidu­ngen, die die Flächen am Kanal, auf der Donauinsel und der Alten Donau betreffen, ohne Abstimmung fällen kann. Die Entwicklun­gen deuten auf eine Auflösung der DHK hin.

Im Verkehrsmi­nisterium wird bestätigt, dass die DHK-Agenden in der Hauptstadt „durch die Stadt Wien übernommen werden“. Der genaue Zeitpunkt der Übergabe stehe aber erst nach einer „finalen politische­n Abstimmung“zwischen Bund und Ländern fest.

 ??  ?? Rund um das bestehende Glashaus am Kanal soll mit „Vienna Waterfront“ein neues Ganzjahres-Gastrokonz­ept umgesetzt werden. Weit mehr als 500 Menschen sollen Platz finden.
Rund um das bestehende Glashaus am Kanal soll mit „Vienna Waterfront“ein neues Ganzjahres-Gastrokonz­ept umgesetzt werden. Weit mehr als 500 Menschen sollen Platz finden.

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